4. Dezember 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Kreative Klippe

PRAXIS: Eigentlich eine ziemlich einfache Erkenntnis: Im Laufe eines Brainstormings fließen zu Beginn die Ideen, irgendwann versiegen sie. Wer zu früh aufhört „zu graben“, der macht einen Fehler. Die qualitativ höherwertigen Einfälle kommen später, wie ein Experiment zeigt (Kreativität erfordert Ausdauer).

Die Forscher luden Amateur- und Profi-Komiker ein, sie sollten Texte zu Cartoons verfassen. Vorher ließ man sie einschätzen, wie sich ihre Kreativität im Verlauf der Aufgabe verändern würde. Dann konnten sie so lange Texte verfassen, bis sie zufrieden waren.


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Das Ergebnis: Wer glaubte, dass die ersten Ideen die besten sind, hörte früher auf, Ideen zu entwickeln. Ingesamt reichten diese Teilnehmer weniger Witze ein und diese wurden von anderen als weniger kreativ bewertet.

Wenn man Kreativität mit Produktivität verwechselt

Warum glauben wir oft, dass es sich nicht lohnt, länger über neue Ideen nachzudenken? Weil wir Kreativität mit Produktivität verwechseln. Es ist nur allzu verständlich, dass am Anfang die Ideen sprudeln, wir also besonders produktiv sind. Allerdings sind diese Ideen auch die offensichtlichen. Erst wenn man tiefer gräbt, kommen die eigentlich kreativen Ansätze zum Vorschein – aber weil wir dann länger nachdenken müssen und nicht mehr so viele Einfälle haben, nehmen wir irrtümlich an, dass wir im Verlaufe des kreativen Geschehens nachlassen.

Eine weitere Erkenntnis: Menschen, die viel Erfahrung mit Kreativarbeit haben, unterliegen diesem Irrtum, den die Forscher die „kreative Klippe“ nennen, seltener. Für alle anderen gilt: Nicht zu früh aufhören, auch wenn erst mal der Ideenstrom versiegt. Wer ein Team leitet, der kann dem Problem auf sehr einfache Weise vorbeugen: Erzählen Sie den Teilnehmern von der „kreativen Klippe“ oder von dem oben beschriebenen Versuch – das Wissen über das Phänomen hilft, ihm nicht auf den Leim zu gehen. Und geben Sie dem  Team oder den Mitarbeitern für kreative Prozesse mehr Zeit als bisher.

Wer noch skeptisch ist, kann einem anderen Vorschlag folgen: Einfach beim nächsten Workshop notieren, zu welchem Zeitpunkt eine Idee geäußert wurde, und dann später mal schauen, wann die wirklich guten Einfälle auf den Tisch kamen.

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