INSPIRATION: Dieses ganze Geschreibsel über Generationen (Baby Boomer, Gen X, Y, Z etc.) geht mir gehörig auf den Senkel. Gebetsmühlenartig werden immer wieder die gleichen Stereotype wiederholt, die längst wissenschaftlich widerlegt sind. So auch im September-Heft der changement. Ist nicht (so ziemlich) alles gesagt worden zum Thema (Baby Boomer Bashing)?
Der Beitrag der Autorin Eva Voß (Ein Haus für Generationen) hebt sich hier positiv ab. Sie verfällt nicht ins Splitting, sondern betreibt Integration. Ihr Unternehmen BNP Paribas hat sich einem Diversity Audit (Stifterverband und die Charta der Vielfalt) unterzogen. Dabei wurde der Schwerpunkt auf Altersdiversität gelegt. Das Modell der Analyse bildet der Later Life Workplace Index (LLWI), den der renommiert Alternsforscher Jürgen Deller (Leuphana Universität Lüneburg) entwickelt hat. Damit wird zunächst auf das geschaut, was funktioniert, nicht auf potenzielle Defizite.
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Strategieschwenk
Mehrere Abteilungen bei BNP Paribas waren involviert – vom Recruiting über OE und Health Management bis zu Compensation. Strategisch wurde das Thema also gedreht, weg von der toxischen Frage, „Warum haben die Gen Z keinen Bock zu arbeiten?“ hin zu einem Demografie-Management. „Die Generationen unterscheiden sich nämlich weniger in den Bedürfnissen und Eigenschaften als angenommen und postuliert.“ Damit werden Lebensphasen und nicht Generationengrenzen beleuchtet. Und statt mit Vorurteilen, hat man sich zunächst um eine gute Datenbasis gekümmert: „Denn um überhaupt in der Lage zu sein, Altersdiversität effektiv steuern zu können, braucht es eine saubere Datenbasis, die in vielen Fällen – so auch bei uns – erst entwickelt und dann auch regelmäßig fortgeschrieben werden muss.“
Lebensphasen managen
Menschen haben in verschiedenen Lebensphasen unterschiedliche Bedürfnisse. Interessanterweise ähneln sich diese teilweise unabhängig vom Alter, wenn man einmal einen Vater mit frischem Nachwuchs betrachtet und einen älteren, der seine alte Mutter pflegt. Aber es gibt auch unterschiedliche Lebensmodelle. Die eine lebt in der Familie, die andere ist alleinerziehend, der nächste ist Single. Das Bild wird so deutlich komplexer. Und das muss zu spezifischen Konsequenzen führen. BNP Paribas reagierte darauf beispielsweise mit einer Betriebsvereinbarung „Verantwortungsbewusste Eltern“. Man räumt „all jenen Kolleg:innen, die keinen gesetzlichen Anspruch auf Mutterschutz haben, wie Väter, Pflege- oder Adoptiveltern, besondere Arbeitszeitguthaben ein.“ Bei vollem Gehalt und Urlaubsanspruch kann die Arbeitszeit acht Wochen nach Geburt oder Aufnahme eines Kindes in die Familie um bis zu 20 Prozent reduziert werden. Alle Achtung! Das zeigt, das man mit der Optik „Demografie-Management“ zu anderen, spezifischeren Lösungen kommt als mit dem Generationen-Bashing. Weitere Handlungsfelder sollen noch angegangen werden.