23. November 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Moderationskompetenz

PRAXIS: Vor Kurzem bat mich eine Baugruppe, die gerade ein ziemlich großes Bauprojekt organisiert, um Unterstützung. Sie möchte interne Moderatoren installieren, die die zahlreichen Teammeetings leiten sollen. Die Frage lautete: „Was sind die wesentlichen Kompetenzen eines Moderators?“

Ich dachte, dass ich nach über 30 Jahren Moderationserfahrung ziemlich klare Vorstellungen davon habe, was einen guten Moderator auszeichnet. Aber worauf würde ich achten, wenn ich aus einer Anzahl von „Kandidaten“ die geeignetsten auszuwählen hätte? Tatsächlich stand ich noch nie vor dieser Frage. Hier meine Antwort – ohne Umfrage, wissenschaftliche Studie oder empirisch belegte Daten.


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Was macht einen guten Moderator aus?

  1. Zuhören können, d.h. in der Lage sein, Inhalte, Bedürfnisse und Emotionen bei Äußerungen wahrzunehmen. Könnte man auch mit Empathie beschreiben. Dazu gehört auch die entsprechende Haltung: Interessiert sich der Moderator tatsächlich für die Bedürfnisse und Wünsche der Teilnehmer? Nimmt er sie ernst, egal, wie seltsam ihre Äußerungen im ersten Moment rüberkommen? Hat viel mit Respekt und Wertschätzung für andere zu tun. Wer dazu tendiert, bei „unsachlichen“ Äußerungen die Augen zu verdrehen, hat sicher Probleme mit der Moderation.
  2. Kernbotschaften erfassen können, d.h. das Wesentliche bei Äußerungen erfassen, Dinge auf den Punkt bringen können. Er muss sprachlich in der Lage sein, Botschaften so kurz wie möglich, aber auch so umfassend wie nötig, zusammen zu fassen, in Worte zu kleiden. Wer dazu tendiert, Beiträge zu interpretieren und sein eigenes Verständnis eines Themas mit der Aussage zu vermischen, wird Widerstand hervorrufen. Wichtig ist, dass Aussagen so wenig wie möglich interpretiert werden, sondern das Intendierte wiedergegeben wird.
  3. Visualisieren können, d.h. knapp und anschaulich Dinge festzuhalten. Wenn die Teilnehmer ihre Äußerungen am Flipchart oder auf dem Bildschirm nicht wieder erkennen, entweder, weil sie verkürzt und unvollständig oder weil am Wesentlich vorbei formuliert wurden, werden sie sich unverstanden fühlen und sich wehren, im schlimmsten Fall resignieren. Die Visualisierung muss vom Moderator nicht unbedingt selbst übernommen werden, sie kann delegiert werden. Aber dann muss der Vertreter diese Fähigkeit beherrschen oder er bekommt vom Moderator die entsprechenden Stichworte genannt.
  4. Auf Einhaltung der Spielregeln achten, dazu braucht es eine gewisse Gelassenheit und vor allem Mut zur Konsequenz. Wer hier Scheu hat, andere freundlich, aber bestimmt an die Spielregeln zu erinnern, weil er fürchtet, dass diese sich bevormundet fühlen, wird vermutlich von dominanten Teilnehmern „überrollt“ und weniger ernst genommen.
  5. Vertrauen in die Gruppe haben – die meines Erachtens schwierigste und wichtigste Voraussetzung für jeden, der Gruppen moderieren möchte.. Wenn jemand moderiert und nicht daran glaubt, dass die Gruppe schon die beste Lösung finden wird, dann wird er versucht sein, sich selbst einzumischen, zu lenken und zu steuern, um das seiner Meinung nach beste Ergebnis zu ereichen. Es ist dieses absolute Vertrauen in die Intelligenz der Gruppe, die keine fachliche Unterstützung durch den Moderator benötigt. Dazu muss man als Moderator es häufig auch aushalten, wenn die Gruppe auf Umwegen zum Ziel kommt. 

Die Grundhaltung

Vieles davon kann man üben und in Laufe der Zeit erlernen. Allerdings haben alle fünf Punkte auch etwas mit einer bestimmten Grundhaltung zu tun, nämlich der Einstellung, dass die Lösung bereits in der Gruppe steckt. Und alles, was man tun muss, ist, sie dabei zu unterstützen, diese Lösung zu formulieren.

Dass dabei eine ganze Reihe von Techniken hilfreich sind, versteht sich von selbst. Man kann lernen, gute Fragen zu stellen, mit Zeichnungen Botschaften klarer zu machen, in Kleingruppen arbeiten zu lassen usw. usw. Aber letztlich sind das eben nur Techniken, mehr nicht.

Und wie erkennt man, ob jemand diese Fertigkeit und Einstellungen hat? Ich würde einfach fragen, was sie selbst für die wichtigsten Voraussetzungen für einen guten Moderator halten …

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