KRITIK: Was tun, wenn Ihr Unternehmen rasch wächst und Sie selbst in Sachen Personalmanagement kein Fachmann sind? Brauchen Sie HR-Profis? Oder gilt heutzutage „Versuch und Irrtum“ auch in Sachen Human Resources?
Das ist doch mal eine interessante Frage: Alle Welt redet von den agilen Start-ups, die nicht groß planen, sondern nur grobe Ziele vorgeben und dann Ideen testen, indem sie rasch Prototypen auf den Markt bringen. Um diese auf Kundentauglichkeit zu prüfen und sie dann rasch den wirklichen Bedürfnissen anzupassen.
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Wie aber sieht es in Sachen eigener Organisation aus? Auch „der Weg vom „Start-up“ zum „Grown-up“ ist nur bedingt planbar und entwickelt Eigendynamik mit überraschenden Wendungen.“ (Sehr schnell groß geworden). Die Gründer kümmern sich vor allem ums Geschäft, das Produkt und die Kunden, aber wer sorgt dafür, dass die richtigen Leute an Bord kommen und bleiben? Und wer kümmert sich um die notwendigen Strukturen, wenn die Belegschaft wächst? Wer definiert die Entscheidungsbefugnisse und den Handlungsspielraum? Wer kümmert sich um die Kultur?
Klare Sache: Das Personalmanagement. Die Autorin im Personalmagazin empfiehlt hier Investitionen in professionelles HR-Management und Best Practice von Anfang an, und dazu braucht man „einen klaren HR-Auftrag“.
Einerseits nachvollziehbar, zumal sie selbst solche Dienstleistungen anbietet. Und natürlich wären junge Unternehmen schlecht beraten, wenn sie Fehler in Sachen Arbeitsrecht in Kauf nehmen. Aber das mit dem Best Practices ist so eine Sache. Nicht zu unrecht haben manche Strukturen aus etablierten Unternehmen in den Start-ups keinen guten Ruf und gelten als „unkreativ und uncool“. Wer will es ihnen verdenken, dass sie dann doch lieber experimentieren?
Ich finde, es spricht einiges dafür, dass auch in Sachen HR ein grobes Ziel und viele Experimente jungen Unternehmen gut zu Gesicht stehen. Zu oft habe ich erlebt, dass man ihnen die Klassiker verkauft – angefangen von Visionsprozessen, Führungsleitlinien, klassischen Einstellungsverfahren bis hin zu Talent- und Performancemanagement inklusive Zielvereinbarungen. Die braucht angeblich jedes Unternehmen. Wirklich?
