23. November 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Schritt zurück

INSPIRATION: Wohl dem, der ganz in seinem Beruf aufgeht und von sich sagen kann, dass er liebt, was er tut. Aber ist das erstrebenswert? Und selbst wenn – gibt es nicht auch andere Wege, um ein glückliches (Berufs-)Leben zu führen? Gibt es. Die Brand eins beschäftigt sich in einer Ausgabe mit dem Thema „Pause“ und hat drei Menschen gesprochen, die zu einer Pause gezwungen wurden und sich neu orientierten mussten (Die Rückkehrer).

Eine Profi-Fußballerin erholte sich nicht von einer Operation und haderte lange mit ihrem Schicksal, ehe sie ihre Situation akzeptierte. Sie hatte Glück und konnte zu ihrem Sport zurückkehren. Ein Vertriebsleiter hatte einen Unfall, verlor seinen Job und fast sein Augenlicht. Er kam mit der Hilfe von Coachs und Psychotherapeuten wieder auf die Beine, verdient heute nur noch einen Bruchteil des früheren Gehaltes und lernte, dass es für sein Umfeld fast noch schwerer war, sich mit seiner neuen Rolle abzufinden als für ihn selbst.


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Der Dritte merkte, dass die Luft raus war – er stellte sich nach drei Jahren als Marketingleiter die Frage: „Was will ich hier eigentlich?“. Vermutlich eine Frage, die sich viele schon gestellt haben, aber nur wenige haben daraus ähnliche Konsequenzen gezogen. Er verzichtete auf die Fortsetzung seiner Karriere und stieg aus. Das Geld reichte für ein Jahr. Was dann passierte, ist eine völlig andere Geschichte als jene, die man sonst von Aussteigern kennt. In der Regel finden sie ja ihre wahre Bestimmung, verkaufen Würstchen auf Sylt oder fahren LKWs, werden Coach oder Speaker und erklären anderen, wie toll es ist, wenn man endlich das macht, was man wirklich will.

Ohne Plan B

Hier geht die Geschichte anders aus. Der Aussteiger „sprang, ohne zu wissen, wo ich landen würde.“ Und tat alles, was er schon immer mal gerne machen wollte: Er unternahm zwei Roadtrips, machte seinen Jagdschein, kümmerte sich um seinen Hund und bildete ihn aus, hielt einen Monat lang Langeweile aus und lungerte vor dem Fernseher rum, nahm an einer Rallye teil. Und wusste danach, woran er Freude hatte. Aber er wusste auch, dass er nichts davon machen wollte, um seinen Lebensunterhalt damit zu verdienen, denn „dann wäre es ja wieder Zwang.“

Also entschied er sich, einen Job anzunehmen, der ihm die Miete bezahlt und den Kühlschrank füllt, aber ihm die Zeit lässt, seinen Leidenschaften nachzugehen. Er bewarb sich und erklärte in den Bewerbungsgesprächen, warum er auf Karriere verzichtete und einen Nine-to-five-Job suche. Jetzt ist er nur noch Marketingmanager, kein Leiter mehr, verdient weniger als vorher, kann aber um 17.00 Uhr Feierabend machen. Schöner Satz am Schluss: „Unterschätze nie jemanden, der einen Schritt zurück macht – er könnte Anlauf nehmen.“

Ein Vorbild? Vielleicht. Warum soll es nicht beides geben: Menschen, die glücklich mit Dingen sind, mit denen sich kein Geld verdienen lässt, und die dafür in Kauf nehmen, im Job Aufgaben zu übernehmen, die ihnen nicht die Erfüllung bieten, aber ausreichend Zeit und Geld für ihre Hobbys. Und andere, die im Beruf aufgehen und keine Hobbys brauchen. Weder das eine noch das andere sollte uns jemand als das „einzig Wahre“ verkaufen. Blöd ist nur, wenn jemand sich ständig beklagt, wie ätzend sein Job sei. Oder dass sein Beruf ihn auffrisst. In beiden Fällen könnte eine Pause helfen. So wie in dem beschriebenen Beispiel.

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