INSPIRATION: Nachher ist man immer schlauer. Dann weiß man, welcher Denkfehler dazu geführt hat, dass man viel Geld mit einer Managemententscheidung versenkt hat. Forscher aus Gießen haben die häufigsten Wahrnehmungsfehler (Biases) erfragt und geben Tipps, wie man diesen vorbeugt (Wider den Instinkt).
Ganz oben auf der Liste bei der Umfrage steht die Selbstüberschätzung, gefolgt vom Status-quo-Bias und dem Framing-Bias. Dazu weiter unten mehr. Etwas ernüchternd: Gerade mal 20% der befragten Unternehmen treffen oder planen Maßnahmen gegen diese Wahrnehmungsfehler. Der Vergleich macht das Bedenkliche deutlich: Fast überall gibt es Vorgaben für die Beschaffung von Büromaterial. Aber kaum Vorgaben zur Vermeidung von Fehlentscheidungen. Den gleichen Wert ergab übrigens auch die Frage, ob man wenigstens gelegentlich vergangene Entscheidungen analysiert. Kaum ein Unternehmen lernt also aus früheren Erfahrungen oder bemüht sich wenigstens darum.
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Was also tun, um das Risiko von Fehlentscheidungen auf Grund von Wahrnehmungsverzerrungen zu senken? Wichtig ist zunächst, die Risiken überhaupt zu kennen. Hierbei helfen Trainings und Workshops, in denen dann auch die passenden Gegenmaßnahmen vorgestellt und je nach Maßnahme direkt trainiert werden können.
Die Liste der Top 7
- Selbstüberschätzung (nach dem Motto: Wäre doch gelacht, das kriegen wir doch hin!): Gegenmaßnahme: Betrachte das Gegenteil – Vor einer Entscheidung trifft man die gegenteiligen Annahmen und betrachtet dann das Szenario.
- Status-quo-Bias (nach dem Motto: Wir bleiben lieber beim Bestehenden, warum sich auf was Neues einlassen?): Gegenmaßnahme: Die bekannte Methode nach Toyota – Bei der Analyse eines Problems fünf mal „Warum?“ fragen.
- Framing-Bias (Wir lassen uns von der Art der Präsentation beeinflussen nach dem Motto: Das sieht sehr professionell aus, das muss ja klappen!): Gegenmaßnahme: Prozessrechtfertigung – Derjenige, der die Information übermittelt, muss die Art der Präsentation rechtfertigen und vielleicht sogar noch eine alternative Darstellung anbieten.
- Bestätigungsfehler (Wir entscheiden so, dass zurückliegende Entscheidungen bestätigt werden nach dem Motto: „Beim letzten Mal hat das doch auch geklappt!“): Gegenmaßnahme: Der berühmte Advocatus diaboli – man bittet Unbeteiligte, gegen die Entscheidung oder das Projekt zu argumentieren.
- Eskalierendes Commitment (nach dem Motto: Wir können doch die Entscheidung nicht umschmeißen, entschieden ist entschieden …): Gegenmaßnahme: Pre-mortem-Analyse – Man stellt sich vor, das Projekt ist schon gescheitert und analysiert dann, woran es gelegen haben könnte.
- Versunkene Kosten (nach dem Motto: Wir haben doch schon so viel Geld in das Projekt gesteckt …): Gegenmaßnahme: Expertenmeinung einholen – Man lässt unabhängige Fachleute das Projekt beurteilen.
- Übertriebener Optimismus (nach dem Motto: Wird schon gutgehen, kann doch gar nicht schiefgehen …): Gegenmaßnahme: Die Weisheit von vielen – man lässt kompetente Menschen anonym die Erfolgsaussichten beurteilen.
Mal kurz Luftholen
Die einzelnen Maßnahmen eignen sich zum Teil sicher auch, um die anderen Biases zu vermeiden, lassen sich daher auch austauschen. Wichtig ist einfach, dass man eine Schleife dreht und vor der eigentlichen Entscheidung eine oder mehrere der beschriebenen Methoden einsetzt. Das ist lästig und aufwändig und kann auch schmerzhaft sein. Vor allem, wenn man im Entscheidungsprozess schon ziemlich weit fortgeschritten ist.
Hier noch ein Praxistipp: Angeblich lässt der berühmte Investor Warren Buffett mögliche Investments durch zwei Teams bewerten, wobei das eine für und das andere gegen den Einsatz argumentiert. Das Team erhält einen Bonus, dessen Empfehlung umgesetzt wird. Klingt vernünftig.