INSPIRATION: Es gab Zeiten, da war das Thema „Fusion“ wesentlich präsenter, irgendwie ist es ruhig geworden um das Geschäft mit dem Zusammenschluss oder der Übernahme von Unternehmen. Zumindest, was die Veröffentlichungen angeht. Wie die Hochzeit eines Start-ups mit einem Traditionsunternehmen gelang, wird in der Wirtschaftswoche anschaulich berichtet (Die mit der heißen Sohle).
Das Traditionsunternehmen ist ein Schuhhersteller mit Fabrik in Ungarn, wo in Handarbeit hochwertige Luxusschuhe hergestellt werden. Das Start-up stizt in Berlin und verkauft seit 10 Jahren Schuhe über das Internet. Als sich das Traditionsunternehmen beim Start-up meldet, um über eine Zusammenarbeit zu reden, erkennt dieses die Chancen. Die Traditionsmarke gibt dem Start-up mehr Glanz, der Hersteller tritt ein ins Internetzeitalter.
Win-win
Man bewertet beide Unternehmen und klärt vor allem, wer welche Rolle und wer das Sagen hat. Alle Beteiligten werden Gesellschafter, das Unternehmen trägt den Namen des Start-ups, aber die Marken bleiben erhalten. Und die Geschäftsführer des Start-ups erhalten die operative Leitung – vermutlich für den Geschäftsführer des Schuhherstellers am Anfang nicht leicht.
Aber die Klarheit lohnt sich. Wie auch das schrittweise Vorgehen bei Veränderungen. Man geht die Sache langsam an, lieber schnelle und kleine Erfolge als der große Wurf, der aber scheitert. Der Fokus liegt auf wenigen Kernprojekten. Es gibt viele Grundsatzdiskussionen, einige Entscheidungen stellen sich als falsch heraus. Aber statt gegenseitig mit dem Finger aufeinander zu zeigen („Ich hab’s doch gleich gesagt!“), respektiert man sich und muss sich „nicht mehr zeigen, wer der Schlauere ist“.
Nach der Fusion rutschte das neue Unternehmen erst mal ins Minus, aber inzwischen schreibt es Gewinne. Einer der beiden Geschäftsführer kann es sich sogar leisten, sich zurückzuziehen und auf die Familie zu konzentrieren. Eine schöne Geschichte, die, wenn sie wirklich so abgelaufen ist, offenbar nur Gewinner erzeugt hat. Macht Mut.