8. Januar 2025

Management auf den Punkt gebracht!

Wozu werben?

INSPIRATION: In einer Welt, in der Marketing fast alles ist, gibt es noch Unternehmen, die auf Werbung praktisch ganz verzichten und völlig auf den Ruf ihrer Produkte und den guten Namen der Firma setzen. Ist das überhaupt noch vorstellbar?

Die Brand eins hat das Thema aufgegriffen und etliche Unternehmer unter die Lupe genommen. Dabei klingen so einige Erfahrungen bitter. Zum Beispiel die von Bettenfachhändlern, die auf ihren Kundenservice und das persönliche Gespräch setzen (Aufgewacht!). Sie sehen sich einem massiven Druck von Start-ups ausgesetzt, die mit unvorstellbarem Marketing-Budget ausgestattet sind und sogar Fernsehwerbung schalten. Wie soll da ein kleines Matratzengeschäft, egal wie gut der Kundenservice ist, mithalten?


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Verrückte Welt, oder? Da pumpen Kapitalgeber Millionen in alle möglichen Branchen, die neuen „Player“ werben aggressiv für ihre Produkte und mischen den Markt auf, während die „Alteingesessenen“ zu kämpfen haben. Verrückt deshalb, weil an diesem Beispiel gezeigt werden kann, wie irrational das mitunter ist. Denn die Start-ups, die im Internet Matratzen zu günstigeren Konditionen anbieten, weitreichende Rücksendegarantien anbieten und im Nu einen Namen haben, bieten ihre Produkte inzwischen dann doch in Geschäften vor Ort an. So wie auch Amazon inzwischen erste Geschäfte eröffnet – offline sozusagen.

Und dann gibt es noch Firmen, die fast ganz auf Marketing verzichten. Denen Werbung höchst suspekt ist. So bei dem Anlagenbauer Kuhne, der Maschinen herstellt, mit denen Folienverpackungen produziert werden (Werbung? Nein danke). Seine Kunden kennen ihn, der Markt ist überschaubar, die Qualität der Produkte spricht für sich. Den Endkunden interessiert es ohnehin nicht, mit welcher Maschine die Folie um seine Wurst oder der Joghurtbecher produziert wurde. Also wozu werben?

Das sieht man beim Pumpenhersteller Wilo anders (Wir sind die mit den Pumpen). Auch dessen Produkte findet man in keinem Verkaufsregal, auch wenn sie allgegenwärtig sind, z.B. in unseren Kellern in Heizungen. Aber haben Sie schon mal von Ihrem Installateur verlangt, eine ganz bestimmte Pumpenmarke einzubauen?

Und dennoch setzt man bei Wilo mehr und mehr auf Marketing. Zum einen spürt man die Konkurrenz aus Asien, da kann man sich nicht mehr darauf verlassen, dass man die besten Produkte hat. Zum anderen glaubt man dort, dass auch die Endkunden sich immer besser informieren und deshalb durchaus den Herstellernamen kennen sollten. Und schließlich – wohl inzwischen ein wesentliches Argument – geht es auch um das Image als Arbeitgeber. Wer Technicher und Ingenieure nach Dortmund (Wilo) oder St. Augustin (Kuhne) locken will, der muss etwas bieten können.

Womit man also doch nicht an Marketing und Werbung vorbei kommt. Schließlich wissen wir, dass ein bekannter Markenname, ein gutes Produkt nicht nur beim Kunden Aufmerksamkeit erregt, sondern auch bei potenziellen Bewerbern. Mehr noch: Auf bei Mitarbeitern, die schon im Unternehmen sind. Sie sind hoffentlich stolz darauf, für eine Firma zu arbeiten, die auf ihrem Segment Weltspitze ist und freuen sich, wenn ihr Arbeitgeber einen guten Ruf hat und bekannt ist.

Das hatte man beim Werkzeughersteller Stahlwille erkennen müssen, als die Geschäfte zurückgingen (Wer sind wir?). In Wuppertal produziert man zwar erstklassige Werkzeuge, aber das Image hatte gelitten: „Angestaubt, zu teuer, bei Jüngeren nicht bekannt“ lauteten die Rückmeldungen der Kunden. Zeit für einen neuen Auftritt, befand der Geschäftsführer und investierte in eine Marketingoffensive – mit Erfolg.

Man braucht also nicht unbedingt die Millionen der Start-up Finanzierer, um das eigene Geschäft anzukurbeln. Und wenn einem das Geld fehlt, um ganz allein für sich zu werben, dann hilft vielleicht der Schulterschluss mit anderen, die vor einem ähnlichen Problem stehen. So wie es der Bettenfachhändler Dirk Harmssen versucht. Hoffentlich mit Erfolg. 

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