Eine gute Idee haben und diese konsequent in ein Geschäftsmodell umwandeln ist eine Sache. Ein Start-up kann man damit vielleicht auch noch führen. Aber auch einen Konzern? Unternehmen, in denen der Gründer noch an der Spitze steht, sollen weniger erfolgreich sein. Das zumindest legen Studien nahe, auch wenn Gründer wie Bill Gates, Jeff Bezos, Steve Jobs oder Richard Branson das Gegenteil zu beweisen scheinen.
Ein Assistenzprofessor namens Victor Bennett hat Daten von mehr als 13.000 Unternehmen analysiert und herausgefunden, dass die 2.500 Unternehmen, bei denen der Gründer noch an der Spitze steht, ca. 10% weniger produktiv sind. Ein Professor aus Kalifornien namens Noam Wasserman fand bei 6.000 Unternehmen, dass Unternehmen umso höher bewertet wurden, je weniger operative Verantwortung der Gründer noch hatte.
In einer anderen Studie stellt er fest, dass bei 200 Unternehmen drei Jahre nach der ersten Finanzierungsrunde nur noch 50% der Gründer an Bord waren, beim Börsengang nur noch 25%. Dabei hatten sie nicht alle Kasse gemacht, sondern 80% waren zum Rückzug gezwungen worden.
Ein Grund, warum Gründer-CEOs nicht so erfolgreich sind, könnte sein, dass sie zur Selbstüberschätzung neigen. Eine Studie von Lee u.a. zeigt, dass sie tatsächlich dazu neigen, die Erfolgsaussichten ihrer Produkte deutlich optimistischer einzuschätzen als vergleichbare Angebote anderer Unternehmen – sollten sie ja eigentlich auch, oder?
Was lernen wir daraus? Auch wenn es beeindruckende Ausnahmen von Menschen gibt, die offenbar alle erforderlichen Rollen gleichermaßen ausfüllen können – wahrscheinlicher ist, dass die Fähigkeiten, die ein erfolgreicher Gründer benötigt, nicht unbedingt die gleichen sind wie diejenigen, die man braucht, um ein Unternehmen zu führen. Muss man deshalb gleich zurücktreten? Zumindest zurückstecken und Macht abgeben, lautet ein Tipp. Indem man sich etwa einen Partner sucht, der die eigenen Schwächen ausgleicht.
Es wird schon helfen, sich der eigenen Schwächen überhaupt bewusst zu sein. Oder noch besser: Sich genau zu überlegen, welche Rolle man denn gerne übernehmen möchte: Ist man weiterhin der geniale Programmierer? Der glühende Visionär? Der kluge Kaufmann? Der überzeugende Verkäufer? Alle Rollen gleichermaßen zu füllen, dürfte in der Regel kaum zu machen sein. Und wer hilft einem erfolgreichen Gründer dabei, sich so etwas zu überlegen? Wohl dem, der die richtigen Ratgeber hat…