14. März 2025

Management auf den Punkt gebracht!

Boss? Nein danke!

INSPIRATION: Macht zu besitzen scheint nicht mehr erstrebenswert zu sein. Zumindest deuten das etliche Beobachtungen und Studien an. Aber die Praxis sieht trotz flacher Hierarchien und karriere-müder Manager und Politiker anders aus.

Die Titelgeschichte der Wirtschaftswoche (Machiavellis Erben) bringt einige Belege dafür, dass es zur Zeit vielen, vor allem jüngeren Menschen, am Willen zur Macht fehlt. Man möchte selbstständig entscheiden, aber nicht die Verantwortung für andere übernehmen. Sich und seine Meinung durchzusetzen, ist nicht mehr angesagt. Beispiele von Politikern, die allzu offensichtlich an die  Macht streben, zeigen, dass diese in der Beliebtheit rapide sinken.


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Das passt zu dem Trend, dass in Unternehmen das Ende der Hierarchien eingeläutet wird und Teamarbeit und Eigenverantwortung ganz groß geschrieben werden. Klingt, als hätten Machiavelli und Co. ausgedient.

Aber dann lesen wir Bücher wie das von Mathilde Ramadier (Willkommen in der neuen Welt, bisher nur auf französisch). Sie beschreibt ihre Erfahrungen in zwölf Start-ups, und das klingt alles andere als nach heiler Welt. Die Hierarchien sind schon flach, und es gibt auch Teamarbeit. Aber da sind auch die Gründer, und für diese gelten oft die Regeln der „heilen Welt“ nicht. Entsprechend findet man die gleichen Ränkespiele, das Ringen um Status, Geltung und eben Macht.

Auch was die Symbole der Macht betrifft, hat sich etwas geändert. Sie heißen heute nicht mehr großes Büro, Dienstwagen, toller Titel – stattdessen zählen ein Eintrag bei Wikipedia, ein teures Fahrrad, Joggen in der Mittagspause und Zeit mit der Familie. Wer mächtig ist, kann sich so etwas leisten, andere eben nicht. Nur die Moden haben sich geändert, nicht die Ansprüche.

Das klingt deprimierend. Zumal man ja auch noch an anderer Stelle beobachten kann, wie Menschen zweifelhaften Charakters und hohem Machtanspruch in Spitzenpositionen gewählt werden – gerade weil sie so unverhohlen ankündigen, ihre Macht zu gebrauchen. Da scheint es eine Art Sehnsucht nach dem „alten“ starken Mann zu geben…

Aber wie ist es denn jetzt mit dem vermeintlichen Rückzug von der Macht? Ich wage mal eine These: Menschen werden von unterschiedlichen Motiven angetrieben (sehr schön beschrieben in dem Büchlein von Krug und Kuhl). Es gibt sie, die Freundschafts-Motivierten, die Leistungsmotivieren und die Machtmotivierten. Und dass es Zeiten gab und gibt, in denen sich letztere (evolutionsmäßig gesehen) durchsetzen, weil sie andere vor Bedrohungen von außen schützen (meist mit dem Preis, die Beschützten zu unterwerfen), wissen wir auch.

Warum also sollten die Machtmotivierten plötzlich alle verschwinden? Natürlich gibt es sie, auch wenn die Umstände ihnen im Augenblick weniger freundlich gesonnen sind – weil es in Zeiten, in denen Hierarchien als eingrenzend und beengend empfunden werden und weniger Menschen Lust darauf verspüren, sich im Gegenzug für Sicherheit oder hohes Schmerzensgeld vorschreiben lassen, was sie zu tun und zu lassen haben.

Mit anderen Worten: Schwierigere Zeiten für diejenigen, die gerne Macht ausüben, aber so schön ich mir eine Welt vorstelle, in der die „Tüchtigen und Verdientsvollen“ und die Kollegialen das Sagen haben, so dürfte es mehr als voreilig sein anzunehmen, dass diese Welt bereits existiert.

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