21. November 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Der innere Chef

INSPIRATION: Wer andere führen will, sollte erst einmal lernen, sich selbst zu führen. Eine These, die irgendwie sinnig klingt und deshalb wohl kaum Widerspruch erntet. Da scheint es nur allzu vernünftig, sich entsprechende Unterstützung einzukaufen, seien es Apps, Kurse oder Coaching. Nur was soll das eigentlich sein, diese „Selbstführung“? 

Wer danach sucht, findet die üblichen Versprechungen: Die Kunst, die vier Wege, die neun Strategien der Selbstführung usw. Und die Begriffe, die damit verknüpft werden, klingen auch allzu vertraut: Selbstmanagement, Selbstreflexion, Selbstbelohnung, Ziele setzen, Werte, Achtsamkeit usw. Also mal wieder ein Begriff, unter den man wunderbar alles packen kann, was der Mensch so benötigt, um erfolgreich zu sein. In diesem Fall also, um erfolgreich andere führen zu können. Eine Worthülse, inhaltsleer, weil sie für alles steht und damit eigentlich für gar nichts.


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Selbstführung – ein schwieriger Begriff

Dass es schwierig ist, anderen zu erklären, was ihre Aufgabe bzw. Rolle ist, wozu sie etwas tun sollen und wie, wenn man nicht mal weiß, wofür man selbst steht, was die eigenen Aufgabe und Rolle ist, erscheint logisch. Man sollte also wissen, was man will und kann, wenn man Dinge bewirken möchte – aber ist das nicht furchtbar banal? So schwammig der Begriff „Führung“ an sich schon ist, so sinnloser erscheint er mir im Zusammenhang mit dem „Selbst“.

Und dann lese ich einen witzigen Text von Peter Lau in der Brand eins: Ich brauche keinen ChefEr hat nämlich schon einen, sich selbst. Gemeint ist nicht, dass er als Selbstständiger seinen Unterhalt verdient, sondern er stellt eine Metapher vor, die stark an das innere Team erinnert. Da gibt es ganz viele Stimmen in uns, die miteinander agieren, sich unterstützen, sich streiten, die sich blockieren, sich befruchten. Und dann tauchte da plötzlich eine Stimme auf, die sagte: „So wird es gemacht.“ Allen Zweifeln,  Widerständen zum Trotz verkündet sie die Entscheidung: „Mach hin, wir haben noch was vor.

Selbstständig sein

Natürlich lassen sich die anderen Stimmen das nicht so einfach bieten. Vor allem: Als dieser eigene Chef „wohlmeinend, freundlich, klug, aber streng“ seine Entscheidungen traf, tauchten immer mehr Stimmen auf, die alle zu Wort kommen sollten, der Autor betrat „das Zeitalter der Mitbestimmung“. Anstrengend, aber durch diese Phase musste er durch. Denn offenbar vertrauten diese Stimmen dem inneren Chef irgendwann mehr und mehr, die Diskussionen verstummten. 

Aber damit war das Ende der Entwicklung noch nicht erreicht. Als ihm ein Freund von dem Zusammenhang zwischen Körper und Geist erzählte und was er in einer Behandlung erlebt hatte, betrat der das Zeitalter der Agilität. Plötzlich musste kein innerer Chef mehr antreiben, Entscheidungen treffen, sich durchsetzen. Er ließ einfach los und vertraute der „kinästhetisch-körperlichen Intelligenz„. Was zu der Erkenntnis führte, dass alle Teile des Selbst am besten funktionierte, wenn er sie in Ruhe ließ. Und so schweigt inzwischen der innere Chef und meist fügt sich alles zu einer „gut funktionierenden Organisation„. Sollte es aber doch mal wieder ein gravierendes Problem auftreten, dann wird sich der innere Chef schon melden und eingreifen. Darauf zu vertrauen, ist letztlich das Geheimnis – so wie Vertrauen die Basis für jede funktionierende Zusammenarbeit ist.

Ich stelle fest, dass ich offenbar noch ein ganzes Stück entfernt bin von der agilen Selbstorganisation. Mein Körper erinnert mich zwar daran, dass er bewegt werden will, aber es braucht immer noch den strengen Chef, der ihm klare Ansagen macht: „Los jetzt!“

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