Es ist nur ein kurzer Absatz in einem Artikel über den Organisationstheoretiker James March. Aber er klingt sehr sinnvoll: Eine Vereinbarung darüber, wie man andere auf ihre Fehler hinweist (Erfahrungen nutzen – besser entscheiden).
Das ist doch in der Tat keine einfache Sache. Ein Kollege macht einen Fehler – bzw. etwas, das wir für einen Fehler halten. Noch schlimmer: Jemand aus einem anderen Bereich, einer anderen Abteilung oder Team wird bei einem Fehler „erwischt“ – wie sagt man es ihm? Sagt man es überhaupt? Oder lässt man ihn lieber „auflaufen“ – ist ja sein Problem?
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Und anders herum: Wie reagieren wir auf Kritik? Darauf, auf einen Fehler hingewiesen zu werden? Im gleichen Heft (Digitalisierung bedeutet mehr als besseres Recruiting) rät Sprenger, statt von Fehlern lieber von gescheiterten Experimenten zu sprechen. Klingt gut, aber ich sehe schon die Mienen der Betroffenen: „Na toll, dann kriege ich zu hören: Ihr Experiment mit dem Kunden X, dem Sie das falsche Produkt geliefert haben, ist gescheitert…“
Da gefällt mir die Idee von March gut: Man könnte eine Art Vereinbarung darüber treffen, wie man sich gegenseitig auf Fehler hinweist. Denn in der Realität kommunizieren wir ja sehr unterschiedlich miteinander. Der eine legt den Finger direkt in die Wunde: „Da ist Ihnen aber ein kapitaler Lapsus unterlaufen!“ Der andere wählt die Vorwurf-Variante: „Wie konnte Ihnen denn das passieren?“ Der dritte versucht es mit Ironie: „Na, haben Sie die Regel mal wieder kreativ ausgelegt?“ Und der vierte liebt Verallgemeinerungen: „Tja, was kann man schon von jemandem aus der IT erwarten?“
Wenn man nun eine einheitliche Form wählen würde, z.B. von dieser Art: Wir fragen den anderen zuerst, ob er an unserer Rückmeldung interessiert ist und der Zeitpunkt passt. Dann erläutern wir unter vier Augen, was wir wahrgenommen haben und überlassen ihm, daraus Rückschlüsse zu ziehen und weitere Schritte zur Vermeidung ähnlicher Fehler zu unternehmen….