30. Januar 2025

Management auf den Punkt gebracht!

Frageketten zur Wut

PRAXIS: Ein hochaktuelles Problem, das uns nicht nur in Organisationen, sondern rund um uns herum in der Gesellschaft begegnet: Menschen werden wütend. Und sie äußern ihre Wut. Ein Coach erklärt, wie man damit umgehen kann – nämlich wie ein Coach. Und zwar mit einer Fragekette (Achtsam wütend werden). Das geht so:

Frage 1: „Was genau macht dich so wütend?“ Das kann der Betreffende meist ziemlich genau sagen: „Wenn jemand zu spät kommt, macht mich das rasend!“ Dann geht die Kette los: „Was ist so schlimm daran, wenn jemand zu spät kommt?“ – „Das ist einfach respektlos!“ – „Was ist schlimm daran, wenn jemand respektlos ist?“ – „Das zeigt mir, dass man mich nicht ernst nimmt.“ – „Und was ist daran so schlimm?“ – „Dann kann ich meine Karriere sofort vergessen!“ usw.


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Was hinter der Wut steckt

Meist, so die Erfahrung, steckt hinter der Wut eine Angst. Wie in diesem Fall vor Statusverlust. Wenn die Angst benannt wurde, kommt die nächste Fragekette, die sich mit der Wahrscheinlichkeit beschäftigt, mit der ein Schaden eintritt. Also: „Wie groß ist denn die Wahrscheinlichkeit, dass deine Karriere darunter leidet, wenn jemand zu spät kommt?“ – „Eher gering, aber bei mangelndem Respekt kann das durchaus passieren.“ – „Wer aus deinem Umfeld ist denn schon mal daran gescheitert?“ – „Ich kenne jetzt im Moment niemanden …“ usw. Am Ende steht – hoffentlich – die Erkenntnis, dass die Wahrscheinlichkeit gering ist.

Es folgt Teil 3 der Fragekette: „Inwiefern hilft dir deine Wut denn dabei, dir Respekt zu verschaffen?“ – „Naja, vermutlich weniger, tut mir aber gut.“ – „Das heißt, du fühlst dich einfach besser, wenn du mal richtig deine Wut abgelassen hast?“ – „Zuerst ja, aber dann ist mir eher peinlich.“ – „Wenn dir die Wut also gar nicht weiterhilft – warum entscheidest du dich denn dafür, wütend zu werden?“ – „Das entscheide ich nicht, das passiert automatisch.“

Womit nun die Aufmerksamkeit auf die Auslöser der Wut gerichtet werden kann. Der Betreffende kann gebeten werden, in der nächsten Zeit genauer hinzuschauen, wann sich die Wut meldet und wie sie sich ankündigt. Und was sie dann so richtig entfacht. Oft vollzieht sich schon eine Veränderung, wenn jemand den ersten Anzeichen gegenüber aufmerksam wird. Damit besteht die Möglichkeit, auf den Auslöser eher rational zu reagieren.

Ungefragt coachen?

Ein klassisches Vorgehen im Coaching. Und sicher auch im Selbstcoaching. Aber ist das auch hilfreich unter Kollegen? Gegenüber Mitarbeitenden? Oder gar Bekannten, die wütend über Nachrichten, Ereignisse, die Ungerechtigkeit der Welt oder Äußerungen öffentlicher Personen werden? Theoretisch schon, aber in der Praxis eher schwierig. Schließlich kommt der Kollege nicht zu mir mit dem Anliegen, dass er etwas gegen seine Wut tun möchte. Er will vielmehr meine Zustimmung, dass er sich zurecht aufregt. Genauso der Nachbar. Was dann?

Wer sich dann als Coach einbringt, könnte im schlimmsten Fall ebenfalls einen Wutanfall auslösen. Wer möchte schon gecoacht werden, wenn er gerade die Faxen dicke hat? Da heißt es schon behutsamer vorzugehen. Eine Möglichkeit wäre das klassische Verbalisieren: „Oh Mann, das macht dich offenbar so richtig sauer!“ Um dann nach der Bestätigung nachzulegen: „Kenne ich auch. Aber inzwischen habe ich mir was angewöhnt, das gegen den Ärger hilft.“ Das wäre zumindest ein Angebot, und wenn der andere dadurch neugierig wird, könnte man ja sagen: „Naja, ich hab mich gefragt, was denn so schlimm daran ist, wenn jemand zu spät kommt.“

Womit die Fragekette gestartet ist. Klappt manchmal, ich habe aber auch die Erfahrung gemacht, dass es besser ist, sie abzubrechen, wenn der andere sich entscheidet, weiter furchtbar wütend zu sein.

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