11. Oktober 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Geht KI k.o.?

INSPIRATION: Computer können rechnen. Und zwar schneller als Menschen. Aber können sie auch denken? Seit sie mit uns sprechen, Geschichten erzählen und Bilder malen, glauben das immer mehr Menschen. Viele sind beunruhigt, weil sie nicht verstehen, was da passiert.

„Wissen, Vernunft und Sprache sind geradezu die Definition des Menschseins.“ Jetzt spricht der Weltgeist aus der Kiste. „Wird die Maschine nun menschlich?“ Autor Carsten Lotz (Schwächeln ist menschlich) bleibt kritisch und wundert sich. „Die Debatte kommt einem manchmal vor, als hätte ein Jahrhundert philosophischer Reflexion nicht stattgefunden.“ Dem kann man nur zustimmen.


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Doch muss man auf der anderen Seite festhalten: Wer studiert schon Philosophie? Ist das nicht dieser unnütze Grübelquatsch? Sind MINT-Fächer nicht Top-of-the-Pop? Naturwissenschaft, das ist etwas Handfestes. Geisteswissenschaften: Laberei. Banane geschält. Brett vor den Kopf genagelt und Scheuklappen angelegt.

Positivistisches Denken

Aus den Naturwissenschaften kamen aber die ersten und gravierenden Hinweise darauf, dass ein positivistisches Denken materialistisch flach und unzureichend ist. Die moderne Systemtheorie hat da erfolgreich angeknüpft. Man müsste sich nur einmal etwas ausführlicher mit Wissenschaftstheorie beschäftigen. Tut man aber offensichtlich – in weiten Teilen der Wissenschaften und erst recht in der breiten Öffentlichkeit – kaum.

Autor Carsten Lotz, der Philosoph, blättert dann mal – zack, zack, zack – die philosophischen Karten der letzten hundert Jahre auf den Tisch. Und bringt dann auch noch Herz-As ins Spiel: Embodiment (Die Rückkehr der Gefühle). Der Mensch ist nicht bloß Ratio. Er ist ein Leib. Und das ist wichtig. Deshalb geht es den Menschen um Liebe, um Leiden, um Schönheit, Endlichkeit und Tragik … Die maschinelle Illusion von Perfektion steht der menschlichen Demut und Großzügigkeit entgegen.

Halluzinierende Papageien

Die Autoren Andreas Menn und Thomas Stölzel (Zu heiß gehandelt) lenken ihren Blick zunächst auf das große Geld, um das es bei KI derzeit geht. Und die Frage, wann sich die Investitionen rechnen werden. Oder ob da demnächst eine dicke Blase platzen wird. Doch dann gehen auch sie inhaltlich zur Sache. Und zeigen die Schwächen der Technologie auf. „Einen Chatbot zu benutzen ist kinderleicht. Eine produktive Anwendung mit der Technologie zu entwickeln schwer.“ Denn Unternehmen habe zwar haufenweise Daten, aber sie sind zumeist unstrukturiert. Sie aufzubereiten dürfte Jahre dauern. Erst dann könnte KI zum Zuge kommen.

Eines ist allerdings heute schon sicher: KI verbraucht gigantische Mengen an Energie. Das liegt auch an ihrer Rechen-Architektur. „Am Ende könnten Energiekosten Rechenleistung so verteuern, dass sie im Vergleich zu menschlicher Arbeit unrentabel würde.“ Das menschliche Gehirn ist dagegen energieoptimiert (cognitive miser). Der neue Traum der KI-Propheten hieße dann: neuromorphes Computing. Doch das muss man erst erfinden …

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