30. Januar 2025

Management auf den Punkt gebracht!

Im Schneckenhaus

INSPIRATION: Von den Umfrageergebnissen hatte ich schon gelesen: Angeblich schauen nur noch 23% der Bevölkerung mit Zuversicht nach vorne, was die Entwicklung unserer Gesellschaft angeht. Das ist jetzt nicht weiter verwunderlich, die Zeichen stehen auf Krise, der Politik fehlen die Antworten, Fakten verlieren an Bedeutung – vom Klimawandel mal ganz zu schweigen. Das, was aber tatsächlich verwundert: Was die persönlichen Aussichten angeht – hier sind 87% optimistisch (Wie ist die Lage der Nation?)

Kann ja nicht sein, oder? Wenn fast alle Menschen davon ausgehen, dass ihre Zukunft rosig ist – wieso soll es dann mit der Gesellschaft bergab gehen? Der Psychologe Grünewald erklärt das damit, dass „wir unseren Gesichtskreis minimieren“. Während draußen die Welt unterzugehen scheint, ziehen wir uns in unser Schneckenhaus zurück, in dem wir glauben, die Dinge im Griff zu haben. Er hat noch eine schöne Metapher parat: Draußen wird es kalt, also drehen wir die Heizung auf und streamen uns eine bessere Welt auf den Bildschirm.


Anzeige:

Machen Sie Ihr Unternehmen zukunftssicherer: Lesen Sie "Bright Future Business", das neue Buch von Prof. Dr. Pero Mićić. Erfahren Sie, welche acht Eigenschaften ein zukunftssicheres Unternehmen ausmachen und wie man sie als Masterplan für die Entwicklung des eigenen Unternehmens wie auch als Checkliste für Investments nutzt. Zum Buch...


Verdrängung

Ich biete noch eine weitere Erklärung an: Die meisten fürchten sich zwar vor dem, was da auf uns zukommt, aber gleichzeitig hoffen wir, dass es uns nicht treffen wird. Was natürlich ein Trugschluss ist. Selbst wer eine hohe Mauer um sein großes Grundstück zieht und sich einen Bunker in den Garten setzt, hat nicht allzu viel mehr davon, wenn die Welt um ihn herum in Trümmern liegt. Das Bild eines Verdrängungsvorhangs dürfte das Phänomen am besten beschreiben.

Aber damit ist nicht viel gewonnen. Denn selbst wenn wir akzeptierten, dass es für jeden von uns ungemütlich werden kann: Was tun? Im Moment, so die Experten, spielen wir auf Halten, haben uns in einen „kollektiven Vorruhestand“ zurückgezogen. Die Politik, aber vermutlich auch die meisten von uns, reden sich ein, dass alles irgendwie so bleiben kann wie es mal war. Aber woher soll der Funke kommen, der uns hilft, mutiger nach vorne zu blicken, statt nostalgisch zurückzuschauen?

Als Hoffnungsträger werden zur Zeit die Unternehmen, sprich: Die Wirtschaft, entdeckt. Anders als in die Politik haben die Menschen offenbar Vertrauen in sie. Sie scheinen die Kraft zu haben, Dinge zu ändern, sich und hoffentlich auch die Gesellschaft zu transformieren. Und sie scheinen auch ihre Rolle in der Gesellschaft neu zu definieren. Wohlwissend, dass auch sie nicht überleben werden, wenn es mit der Gesellschaft abwärts geht, deren Teil sie sind. Der Politikberater Moritz Schularek ist da skeptisch, er hat eher den Eindruck, dass sich viele Unternehmen mit den politischen Verhältnissen arrangieren.

Begeisternde Erzählung gesucht

Also auch kein Heilsbringer. Was dann? Bleibt es bei der Hoffnung, dass es schon irgendwie immer weitergegangen ist? Ich bin da eher bei der Meinungsforscherin Janina Mütze. Sie vermisst eine begeisternde Erzählung, wo das Land in einigen Jahren stehen könnte. Eine Erzählung, die das Private mit dem Gesellschaftlichen verbindet. In der Tat gelangt es ja schon mal, die Menschen zu einer kollektiven Anstrengung zu bewegen, vielleicht haben das viele schon vergessen. Erinnern Sie sich noch an die Spots, die während der Gaskrise im Herbst 2021 die Menschen dazu brachten, sparsam mit der Energie zu haushalten?

Okay, das was kein begeisterndes Zukunftsbild, sondern eher eine Notsituation, auch diese schweißt zusammen. Vielleicht muss es noch viel schlimmer werden, um eine solche gemeinsame Kraftanstrengung in Gang zu setzen. Denn solange die meisten glauben, dass sie ungeschoren davonkommen werden, gibt es ja keinen Grund, sich an ein solches Bild heranzuwagen.

Teile diesen Beitrag:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert