5. Juli 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Kollateralnutzen

INSPIRATION: Sie waren in der Regel skeptisch, wenn es darum ging, Mitarbeiter von zu Hause aus arbeiten zu lassen. Die Rede ist von den Top-Managern, aber auch viele Führungskräfte sorgten sich um die Möglichkeiten der Kontrolle und um Produktivitätsverluste. Nach Corona könnte das anders werden.

In der Wirtschaftswoche kommen vier CEOs zu Wort, die in der Krise nun selbst ins Homeoffice verbannt wurden (Oh Wunder, es geht). Und siehe da – ihre Meinung ist durchweg positiv, mitunter sogar euphorisch. Telekom-Chef Höttges, der zuvor schon mal „das pulsierende Leben in den Konzernhäusern … und das Großstadtflair, das Menschen anregt“ vermisst hatte, spricht nun von „digitaler Nähe.“ Und in der Tat, das ist ein Aspekt, den wohl niemand so auf dem Schirm hatte. Welcher Konzernchef kam denn bisher so nah an seine Mitarbeiter heran? Welche Führungskraft hat schon mal im Wohnzimmer seiner Mitarbeiter gesessen, dessen Kinder erlebt und die Einrichtung seines Gästezimmers betrachtet? Ob man diese Nähe nun gut findet oder nicht – sie könnte tatsächlich sogar die Führungsbeziehung verändern.


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Videokonferenzen

Möglich machen das die Technologien, die plötzlich in aller Munde sind. Videokonferenzen gab es zwar schon lange vorher, da musste man in einen eigens eingerichteten Raum, der mit viel Geld eingerichtet und den Besuchern stolz präsentiert wurde. Jetzt aber reicht ein Rechner mit integriertem Mikrofon und Kamera oder einfach das Smartphone, schon ist man mitten in einer Konferenz. Während hinter einem die unsortierte Bücherwand prangt. Die etwas Geschickteren experimentieren schon mit virtuellen Hintergründen. Dann ist es auch schon bald wieder vorbei mit dem Blick ins heimische Wohnzimmer.

Aber auch unabhängig von dieser neuen Nähe zum Mitarbeiter: Offenbar sind die Chefs ganz zufrieden mit der Produktivität ihrer Mannschaft in den heimischen vier Wänden, laut einer Umfrage sind es 88%. Umgekehrt sind auch 86% der Mitarbeiter mit ihren Chefs zufrieden (wobei diese Daten von einem Anbieter für Software stammen). Ganz spannend: Während 80% der über 40jährigen motiviert sind, trifft das für die unter 40jährigen weniger zu. Hier hat ein Drittel Probleme, sich selbst zu organisieren, es gibt Klagen über Langeweile. Deutet darauf hin, dass vor allem der soziale Kontakt zu den Kollegen vermisst wird, das Gespräch in der Teeküche und der Austausch zwischen Tür und Angel.

Homeoffice

Was die virtuellen Treffen betrifft, so werden hier vor allem die Vorteile gepriesen. Sie seien kürzer und ergebnisorientierter, so dass die Vermutung nahe liegt, dass diese Form der Besprechung auch nach Corona fester Bestandteil vieler Unternehmenskulturen bleiben wird. Wobei ich mich frage, ob das nicht sogar noch zu einer Zunahme von Meetings führt. Weil gerade die Erfahrung gemacht wird, wie einfach so etwas funktioniert, besteht doch die Gefahr, zu allem und jedem, was bisher vielleicht informell und auf kurzem Weg geklärt wurde, ein Online-Treffen einzuberufen.

Wie auch immer, Corona sorgt auf jeden Fall für „einen nie für möglich gehaltenen Feldversuch,“ der „Kollateralnutzen“ ist jetzt schon erkennbar. Und noch eine Erkenntnis: Manchmal hilft es, wenn Top-Manager gezwungen werden, eigene Erfahrungen mit dem zu machen, was sie ihren Mitarbeitern aufs Auge drücken oder was sie ihnen vorenthalten. So etwas kann dann schon mal zu einem Perspektiven- und Meinungswechsel führen.

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