REZENSION: Peter Michael Bak – Lernen, Motivation und Emotion. Allgemeine Psychologie II – das Wichtigste, prägnant und anwendungsorientiert. Springer 2019.
Im (Psychologie-)Studium galten Lehrbücher rasch als ein „unverzichtbares Übel“: Unverzichtbar, weil sie einen aufwändigen Ritt durch die Primärliteratur eines Faches vermeiden halfen, aber gleichzeitig auch ein Übel, weil sie – oft schon durch ihre stattliche Außenwirkung – ehrfurchtsgebietend deutlich machen, wie viel Inhalte für ein bestimmtes Fach „durchzuackern“ sind.
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Doch – zum Glück! – haben sich die Zeiten mittlerweile diesbezüglich geändert: Die neue Generation an Lehrbüchern verzichtet ganz bewusst auf jeden Anspruch an Vollständigkeit und bemüht sich vielmehr um eine möglichst kompakte, allgemein verständliche Darstellung. Und damit sind wir an dem Punkt, der für MWonline-Leser(-innen) allgemein von Interesse sein kann. Auch wenn die meisten unter Ihnen von Prüfungsvorbereitungen im Psychologie-Studium momentan verschont sein sollten: Die Themen, die in diesem Buch behandelt werden, sind nämlich für eine breite Zielgruppe interessant, lange nicht nur für (Pflicht-)Studierende!
Beispiele gefällig?
Lernen erfolgt nicht nur durch die weithin bekannte klassische Konditionierung, weil beim Pavlov’schen Hund ja irgendwann der Sabber auch ohne Futter, allein durch Glockengeläut lief. Ganz analog dazu versucht zum Beispiel die Werbung, uns attraktive Produkteigenschaften beizubringen, die in der Realität beim eigentlichen Produkt vielleicht gar nicht vorzufinden sind (z.B. eine erotische Wirkung von Seife).
Motivation: Zu lässig ist ebenso nachteilhaft wie überfordert! Nach dem sogenannten Yerkes-Dodson-Gesetz ist ein mittleres Erregungsniveau am besten zum Erreichen von Höchstleistungen geeignet. Oder: Belohnung erhöht bekanntlich die Auftretenswahrscheinlichkeit eines Verhaltens, aber zu viel Belohnung nutzt sich rasch ab – eine höchst relevante Information bei der Gestaltung von Performance- bzw. Bonus-Systemen im Unternehmen!
Emotion: Ein „kniffliger“ Begriff, der nur teilweise mit dem (länger dauernden) Ausdruck Gefühl gleichgesetzt werden kann, dann wiederum von Stimmungen und (Körper-)Empfindungen unterschieden werden sollte. So relevant Emotionen im Alltag auch sein mögen, so anspruchsvoll ist ihre zweifelsfreie Erkennung im Alltag. Was zum Beispiel Paul Ekman mit dem „Facial Action Coding System“ (FACS) mit universellem Anspruch angestrebt hatte. Dabei weisen Emotionen informative, motivationale und soziale Funktionen auf, sind als ein unverzichtbares „Schmiermittel“ für den sozialen Umgang.
Didaktische Aufbereitung
Im Rahmen seiner unübersehbaren „Kundenorientierung“ legt der Autor Peter Bak viel Wert darauf, dem Leser [nur] die wirklich wichtigen Inhalte zu diesen Themen zu vermitteln. An die Stelle einer ohnehin unerreichbaren Vollständigkeit tritt dann der Anspruch an Allgemeinverständlichkeit, eine Darstellungsweise, die keinerlei Vorwissen beim Leser voraussetzt. Dazu dienen unter anderem die prägnanten Kurzzusammenfassungen und „Blick-in-die-Praxis“-Felder samt Schlüsselbegriffen und möglichen Prüfungsfragen. Ein besonders zeitgemäßes „Gimmick“ sind die diversen QR-Codes im Text, mit denen (völlig problemlos) kurze Audio-Kommentare abgerufen werden können, die der Autor selbst (und offenkundig ambitioniert-gewissenhaft) aufgenommen hat.
Alles in allem drängt sich für dieses Buch zunächst einmal die ausdrücklich dafür vorgesehene Verwendung als Lehrbuch für Psychologie-Studierende auf. Zumindest für diejenigen unter Ihnen, die sich nicht auf ein PowerPoint-Handout ihres jeweiligen Dozenten verlassen wollen und noch vollständige Sätze im Hochformat bevorzugen, überschaubar auf über 200 Textseiten. Doch dies muss lange nicht die einzig mögliche Zielgruppe bleiben, denn auch ohne anstehende Prüfungsvorbereitung oder andere externe Anlässe mag es Leser geben, die sich für die Grundlagen der wissenschaftlichen Psychologie – auf dem neuesten Stand – interessieren, ohne selbst übermäßig viel Literatur dazu wälzen zu wollen. All diejenigen machen mit dem Buch einen fairen Deal und freuen sich möglicherweise schon auf andere Werke zu vergleichbaren Themen in derselben Reihe beim renommierten Springer-Verlag.