INSPIRATION: Wer hätte nicht gerne lauter intrinsisch motivierte Mitarbeiter? Die gerne zur Arbeit gehen, selbstständig denken und handeln, und das immer zum Wohle der Firma? Dumm nur, dass es Arbeitsplätze gibt, die solche Mitarbeiter ziemlich unwahrscheinlich macht. Was könnte diese dann motivieren?
Ein faires Gehalt, wäre die eine Antwort. Eine, die ich bisher immer als erstes gebe. Außerdem Prämien für besonders gute Leistungen, sprich: Für einen hohen Arbeitseinsatz mit hoher Qualität. Mit den bekannten Nebenwirkungen, wohlgemerkt. Eine Antwort, die ich eigentlich nie gebe, weil mir die erste besser gefällt.
Eine Familie, für die die Mitarbeiter sorgen. Kein Scherz, eine Studie, über die Daniel Rettig in seiner Wiwo-Kolumne „Alltagsforschung“ berichtet (Kinder sind das beste Doping), hat genau das herausgefunden. Menschen, die tagein, tagaus nichts anderes tun als Gutscheine aus einer Kiste zu nehmen, sie vor einen Scanner halten und vergleichen, ob der Computer alles richtig erfasst hat, wurden gebeten, ein Tagebuch zu führen, was sie motiviert, jeden Tag aufs Neue zur Arbeit zu gehen und wie es ihnen dabei ergeht. Außerdem wurde die Leistung der Mitarbeiter erfasst, wie viel sie schafften und ob sie ihre Ziele erreichten.
Das Fazit der Forscher: Denjenigen, die das Geld zur Unterstützung der Familie verdienten, konnte die Monotonie der Tätigkeit am wenigsten anhaben, sie leisteten am meisten und erhielten die besten Bewertungen.
Überraschend? Sicher nicht. Ich stelle mir vor, ich muss Tag für Tag eine extrem langweilige Tätigkeit ausüben, und das einzig und allein, um mir ein wenig mehr „Luxus“ leisten zu können. Werde ich mich nicht schon bald fragen, ob es das wert ist und entsprechend schnell die Nase voll davon haben?
Aber wenn ich weiß, da sind Kinder zu Hause, denen es mit dem verdienten Geld besser geht, die eine Ausbildung machen können und die ich wachsen und gedeihen sehe – wie anders wird sich das anfühlen?
Sie haben solche Arbeitsplätze in Ihrem Unternehmen und tun sich schwer, motivierte Leute zu finden? Dann wäre es vielleicht mal ganz spannend zu schauen, ob auch bei Ihnen die Familienmütter und -väter motivierter auftreten. Und bei der Einstellung neuer Mitarbeiter darauf zu achten. Wobei die Frage, ob so ein Arbeitsplatz wirklich nicht anders zu gestalten ist, erlaubt sein darf und zuerst gestellt werden sollte.
Und wo ich schon mal dabei bin, hier noch eine Empfehlung, und zwar aus einem Buch, das ich gerade lese (Toyotas Geheimrezepte für die Mitarbeiterentwicklung): „Man muss sich einfach nur für den Menschen interessieren…“ (S.138). Die Autoren erzählen von Führungskräften, die täglich durch die Fabrikhallen gehen und versuchen, mit so vielen Mitarbeitern wie eben möglich ein paar Worte zu wechseln. Wobei ein „Wie geht’s heute?“ schon ausreicht – wenn man denn an der Antwort interessiert ist.
Ihnen fehlt dazu die Zeit? Dann werden Sie es wohl doch mit den Prämien versuchen müssen…
