2. August 2025

Management auf den Punkt gebracht!

Selbstwahrnehmung schärfen

PRAXIS: Das kennen die meisten von uns: An allen möglichen Wegkreuzungen unseres Berufslebens werden wir mit den Fragen konfrontiert, wer wir sind, wofür wir stehen und wo wir mal stehen wollen. Irgendeine Antwort fällt uns dann ein, aber wir sollten uns tatsächlich intensiver mit dem Thema auseinandersetzen, was uns eigentlich ausmacht.

Denn, so die angeblich bewiesene Hypothese: Wer über ein gutes Verständnis der eigenen Identität verfügt, knüpft mehr Kontakte. Und je mehr Kontakte, desto größer die Chance auf eine erfolgreiche Karriere. So ungefähr lautet die Argumentation von Paul Ingram im Harvard Business Manager (Zeig, wer du bist!). Mehr noch: Je vielfältiger und komplexer die eigene Identität ist, desto größer das Netzwerk, desto erfolgreicher der Manager.


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Die Erklärung klingt plausibel: Je mehr Interessen, Kompetenzen und Fähigkeiten wir haben und diese nicht nur kennen, sondern auch authentisch kommunizieren, desto mehr Anknüpfungspunkte zu anderen haben wir. Was wiederum dazu führt, dass wir mehr Kontakte zu anderen und mehr Austausch mit ihnen haben. Was ist also zu tun?

In vier Schritten zur eigenen Identität

Natürlich gibt es einen Leitfaden dazu, wie man sein Selbstbild schärft. Und das geht so:

Als erstes erstellen Sie eine Tabelle mit den Überschriften Karriere, Bildung, Familienrollen, Hobbys und Interessen, persönliche Eigenschaften, soziale Gruppen und Sonstiges. Darunter schreiben Sie alle Identitätselemente, die Ihnen bedeutsam erscheinen.

Dann erstellen Sie ein Diagramm mit einem Kreis in der Mitte (ICH). Umgeben von konzentrischen Kreisen tragen Sie nun die Elemente auf, die Sie für wichtig halten, und zwar so, dass die wichtigsten nah am ICH stehen.

Dann verbinden Sie diejenigen Elemente mit Linien, die irgendwie zusammenhängen. So ergeben sich eine Reihe von Knoten.

Schließlich markieren Sie diejenigen Elemente, über die Sie lieber nicht sprechen. Entweder weil Sie Ihnen peinlich sind, oder weil Sie denken, dass sie andere nichts angehen.

Angeblich haben Studien gezeigt, dass Menschen mit vielen Elementen deutlich größere berufliche Netzwerke haben. Außerdem schneiden diejenigen, die Teile ihrer Elemente verstecken, in 360-Grad-Beurteilungen schlechter ab als andere. Letzteres finde ich besonders spannend. Auch irgendwie plausibel: Wer etwas glaubt verstecken zu müssen, der muss ständig wachsam sein, dass es nicht herauskommt. Das kostet Kraft und Energie und beeinträchtigt die Leistung. Außerdem wird er sich schwertun, sich anderen anzuvertrauen, was den Aufbau von neuen Beziehungen erschwert.

Lieber nichts verheimlichen

Hieraus folgt, dass man sich gerade mit diesen Elementen einmal intensiver beschäftigen und sich fragen sollte, ob das Verheimlichen einen nicht mehr belastet als die Nachteile, die man hätte, wenn man sich zu ihnen bekennt.

Noch ein interessanter Aspekt: Wer viele Facetten von sich offenbart, der kann schlechter in Schubladen gesteckt werden. Nettes Beispiel: Wer als links gilt und sich vegan ernährt, dürfte schnell in eine bestimmte Kategorie fallen. Ist er aber dazu katholisch, kommt aus einem armen Elternhaus und hat an einer Elite-Universität studiert, bleibt kaum etwas anderes übrig, ihn als das Individuum zu sehen, das er ist. Und wenn er dann noch bekennt, dass er an Depressionen leidet …

Schönes Bild zum Abschluss: Stellen Sie sich einen gesunden Baum vor, mit einem kräftigen Stamm und vielen Ästen. Der Stamm ist Ihre Persönlichkeit, verwurzelt in der Vergangenheit, die Äste zahlreiche Aspekte Ihrer Identität. Die wachsen und sich auch verändern. Und hin und wieder kommen auch noch neue hinzu. Denn auch das ist eine Botschaft: Unsere Identität ist nicht statisch – wir selbst können sie formen und sie wird von unserem Umfeld geformt. Wichtig ist, dass sie uns bewusst ist.

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Johannes Thönneßen

Dipl. Psychologe, Autor, Moderator, Mitglied eines genossenschaftlichen Wohnprojektes. Betreibt MWonline seit 1997. Schwerpunkt-Themen: Kommunikation, Führung und Personalentwicklung.

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