3. Juli 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Strukurierend visualisieren

PRAXIS: Ich bin ein großer Freund der Visualisierung. Wer das, was er gesagt hat, sichtbar für alle an der Wand wiederfindet, der muss nicht jedes Argument mehrfach wiederholen, um gehört zu werden. In der Konfliktklärung hilft eine strukturierte Variante, alle Beiträge sichtbar zu machen. Das gilt auch für eine Mediation.

Was man dafür benötigt: Eine Pinwand mit Papier und Post-its in verschiedenen Farben, zeichnerische Fähigkeiten sind nicht erforderlich (Strukturierendes Visualisieren in der Mediation). Auf der Pinwand kann der Weg von der Ausgangssituation bis zur Einigung noch mit einem Bild hinterlegt werden, z.B. ein Weg, der unten beginnt und am oberen Rand der Wand am Horizont in der Sonne endet – aber das ist sicher kein Muss.


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Gedanklich wird die Pinwand in mehrere Bereiche unterteilt, aber nicht mit Linien versehen. Von unten nach oben gibt es vier Bereiche, entsprechend der Phasen einer Mediation. Es beginnt unten mit dem Einleitungsgespräch und der Konfliktdarstellung, darüber die Konflikterhellung, dann die Lösungssuche und ganz oben die Vereinbarung.

Das, was die Sache besonders interessant macht, sind die Kategorien, die per Piktogramm je Post-its vermerkt werden. Sie werden als Legende auf einem eigenen Blatt neben der Pinwand aufgehängt. Die Kategorien lauten:

Sichtweise (z.B. ein Auge), Information (i), Interesse/Bedürfnis (ein Herz), Frage (?) Anspruch (!), Streitthema (ein Blitz), Idee (Glühbirne), Pro (+), Contra (-), Person, Emotion, Entscheidung, Wunsch, Ziel und Rolle.

In der erste Sitzung hat der Mediator die Erkenntnisse aus dem Einleitungsgepräch auf Post-its mitgebracht und im unteren Bereich aufgehängt. Jedes Post-it ist mit dem passenden Piktogramm gekennzeichnet. Dabei besteht die Kunst darin, die getätigten Äußerungen kurz so zusammenzufassen, dass sich die jeweilige Partei darin wiederfindet.

Wichtig ist, vorab deutlich zu machen, dass es Sichtweisen gibt (also spezifische Standpunkte einzelner Parteien, die von anderen nicht geteilt werden) und Informationen (ausschließlich solche Dinge, über die Einigkeit herrscht). Auch ganz hilfreich: Bei den Ideen sollte nicht erkennbar sein, von wem sie stammen.

In dem Beitrag in „Die Mediation“ werden die Vorteile einer solch strukturierten Visualisierung sehr anschaulich dargestellt:

  1. Wie eingangs erwähnt, müssen Standpunkte nicht dauernd wiederholt werden, wenn sie einmal für alle sichtbar festgehalten wurden.
  2. Man muss sich auch nicht sklavisch an die Phasen halten. Wenn jemand eine Lösungsidee hat, kann sie schon notiert und oben angeheftet werden. So geht sie nicht verloren und wird gewürdigt.
  3. Die Pinnwand führt dazu, dass die Parteien eine gemeinsame Blickrichtung haben – sich schauen gemeinsam auf das, was besprochen wird. Allein das kann schon deeskalierend wirken.
  4. Die Visualisierung führt dazu, dass die Parteien eine Metaposition einnehmen, sie blicken praktisch von außen auf ihr gemeinsames Problem, das von den Personen auf diese Weise abstrahiert wird.
  5. Schließlich erlaubt das Gesamtbild allen, die Verstrickungen und Zusammenhänge im Ganzen zu sehen und auf diese Weise die eigene Rolle besser zu erkennen.
  6. Nicht zuletzt: Das Bild kann eingerollt und bei weiteren Sitzungen wieder hervorgeholt werden, um an die letzte Sitzung anzuknüpfen und das Besprochene präsent zu haben.

Wäre mal interessant zu erfahren, wer schon Erfahrungen mit einer solch strukturieren Vorgehensweise bei Konfliktgesprächen hat. Ich stelle mir vor, dass es enorm hilfreich sein kann, aber für den Mediator auch recht anspruchsvoll ist, da er zwischen der Aufmerksamkeit auf die Äußerungen und dem Verbalisieren, Notieren und Anheften wechseln muss. Fast ein Argument, hier zu zweit zu arbeiten, was vermutlich eher selten ist.

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