24. November 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Unsinnige Egotrips?

INSPIRATION: Kennen Sie das? Sie haben sich ein Ziel gesetzt und sind schon eine ganze Weile damit beschäftigt, Ihr Vorhaben umzusetzen. Ihnen schwant inzwischen, dass die Sache zu keinem guten Ende führt, aber ein Rückzieher kommt nicht in Frage. Statt die Reißleine zu ziehen, verschwenden wir weiter Geld und Zeit.

Nun ist es eine Sache, wenn zu Hause ein nicht vollendeter Bausatz eines Schiffsmodells herumsteht und wir uns immer wieder sagen, irgendwann werden wir die Sache vollenden. Das stört dann höchstens den Partner oder erinnert uns selbst dauernd daran, dass wir einmal viel Geld ausgegeben haben, was wir heute sicher nicht mehr tun würden.


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Ganz anders sieht es aus, wenn Unternehmen an Projekten festhalten, obwohl sich die Anzeichen mehren, dass sie ein Fass ohne Boden sind. Warum werden sie dennoch weiter verfolgt? Die Gründe sind sehr menschlich und vermutlich die gleichen: Durchhaltevermögen und Ausdauer gelten als Tugenden, wer aufgibt, muss einen Imageschaden fürchten. Falsches Pflichtgefühl nach dem Motto: „Was ich angefangen habe, muss ich auch zu Ende führen!“ kommt hinzu. Wer hingegen weitermacht, der hat den Eindruck, dem Abschluss ein Stück näher zu kommen. Laut einer Umfrage unter Managern befinden sich 60% in einer solchen Situation (Nicht um jeden Preis).

In einem Experiment sollten Probanden sich vorstellen, sie seien der Präsident einer Firma, die bereits 10 Millionen Dollar in ein neues Flugzeugmodell investiert hat. 90% des Projektes ist abgeschlossen, da kommt heraus, dass die Konkurrenz schneller war und schon dabei ist, ein deutlich besseres Modell zu einem günstigeren Preis auf den Markt zu bringen. 85% der Probanden entschieden sich dafür, weitere Millionen zu investieren – mitten im Rennen gibt man eben nicht auf.

Ähnlich ist es wohl den Managern bei Airbus ergangen beim A380 Debakel. Oder bei Thyssenkrupp mit den Stahlwerken in Brasilien und den USA. Oder bei VW, wo man in den Luxus-Karren Phaeton für das Folgemodell noch einmal 650 Millionen Entwicklungskosten bewilligte, ehe man das Projekt beerdigte – „unsinnige Egotrips der Firmenchefs“ oder eher die Angst, als Versager dazustehen?

Blinde Begeisterung verhindern

Spannend ist die Geschichte bei Bosch: Dort gibt es einen internen Start-up Wettbewerb, bei dem ca. 100 Projektteams mit eigenen Geschäftsideen antreten und acht Wochen Zeit haben, ihre Idee zu prüfen. Sie entscheiden selbst, ob die Idee erfolgversprechend ist kommen bei positiver Entscheidung in die nächste Runde. Beim ersten Durchlauf zog nur ein Team nach dieser Prüfung zurück, obwohl die Praxis zeigt, dass 90% aller Start-ups scheitern. Also änderte man die Spielregeln. Es gibt jetzt Kriterien, die erfüllt sein müssen, um weiter zu machen. Z.B. benötigen die Teams einen festgelegten Anteil an positiven Kundenfeedbacks. Und die Ideengeber dürfen nicht allein antreten, sondern es muss mindestens ein Kollege mitarbeiten. So soll „blinde Begeisterung verhindert werden“. Die Folge: Schon in der ersten Runde zieht die Hälfte der Teams ihre Idee zurück, nach der nächsten Runde ebenso, am Ende bleiben nur zwei bis drei Projekte übrig, die dann intensiv weiterverfolgt werden.

Also im Vorfeld Kriterien formulieren, die erfüllt werden müssen, sonst wird abgebrochen. Das wäre schon mal hilfreich. Ein recht weiches, aber sicher hilfreiches Kriterium ist die Wahrnehmung, dass die Arbeit am Projekt nur noch als Belastung empfunden wird. Noch ein Tipp: Fragen Sie die Verantwortlichen, warum sie am Projekt festhalten. Dann sollte schon noch das ursprüngliche Ziel genannt werden. Kommt jedoch so etwas wie: „Wir sind doch schon so weit gekommen …“ oder „Aufgeben kommt nicht in Frage …“, dann wird es höchste Zeit, zumindest das Ziel anzupassen.

Welche Antworten hier wohl die Verantwortlichen bei der Elbphilharmonie oder dem Berliner Flughafen gegeben hätten?

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