INSPIRATION: Angst ist kein guter Ratgeber, heißt es. Aber sich blind darauf zu verlassen, dass es schon gut gehen wird, ist auch keine gute Strategie. Gemeint ist das Abenteuer Arbeitsplatz. Der ist nämlich gerade mal wieder mächtig in Gefahr, die Zahl der offenen Stellen ist in den letzten zwei Jahren von 2 Millionen auf 1,2 Millionen zurückgegangen (Augen auf und durch). Das hat sicher auch konjunkturelle Gründe, aber für manchen Beruf wird langsam die Luft dünner, weil die generative KI ihm die Arbeit wegschnappt.
Microsoft hat einmal ausgewertet, welche Berufsgruppe und welche Berufe am meisten Überschneidungen mit der KI haben. Ganz vorne rangieren Informatik und Mathematik, gefolgt von Kunst, Design, Medien, Sport (?), dann kommen Vertrieb/Verkauf gleichauf mit Büro und Verwaltung. Bei den Berufen sieht es am schlechtesten bei den Dolmetschern und Übersetzern aus, nicht viel besser bei den Historikern, Mathematikern, Korrekturlesern und Programmierern von Maschinen. Verblüfft war ich bei der Position 6: Schriftsteller und Autoren.
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In dem Beitrag der Wirtschaftswoche wird ein Masterstudent vorgestellt, der Literaturübersetzer werden will. Er bleibt optimistisch, auch wenn er es nicht für ausgeschlossen hält, dass die KI eines Tages auch hochwertige Literatur so übersetzen kann, dass die spezielle Atmosphäre erhalten bleibt und der übersetzte Text genauso fesselt und berührt wie das Original. Er gibt zu, dass er und seine Kommilitonen mitunter schon arg frustriert und beeindruckt von der Qualität der künstlich übersetzten Texte sind. Aber er möchte sich später sagen können, dass er es wenigstens versucht habe.
Plan B
Was raten die Karriereexperten? Sie sehen drei Möglichkeiten:
- Exzellenz: Wer glaubt, richtig gut in dem zu sein oder werden zu können, der sollte seiner Leidenschaft folgen.
- Seine Stärken gegenüber der KI kennen und sich mit ihr anfreunden. Soll heißen: Sie nutzen, indem man sie mit den eigenen Stärken kombiniert.
- Und schließlich: Die Leidenschaft auf einen anderen Bereich übertragen. Bedeutet: Mal genauer hinschauen, was einen an einem bestimmten Beruf so reizt, die eigentliche Motivation erkennen. Es gibt für diese oft mehr Anwendungsmöglichkeiten als man denkt. Und einen Plan B in der Tasche haben, möchte ich ergänzen.
Apropos, die KI zum Verbündeten machen: Egal, auf welchem Gebiet Sie aktiv sind: Es lohnt sich auf jeden Fall, eine jobbezogene KI-Weiterbildung zu absolvieren und diese im Lebenslauf offensiv zu erwähnen. Denn so verrückt das auch klingt: Die Unternehmen fangen in Krisenzeiten wieder an, Branchenkenntnisse als besonders relevantes Einstellungsmerkmal zu betrachten.
Von wegen frische Ideen
Die Erklärung: Als Arbeitskräfte knapp waren, stellten sie mit Freuden auch Menschen aus anderen Branchen ein und begründeten das mit der Hoffnung auf frische Ideen und andere Blickwinkel. Jetzt auf einmal ist wieder Erfahrung gefragt. Warum? Angeblich, weil sie kein Risiko eingehen wollen, keine Experimente wagen. Die Zeiten sind unsicher. In der Tat: Die Recruiter müssen bei Einstellungen von Branchenfremdlingen immer die Sorge haben, dass man ihnen später vorhält, was sie sich denn dabei gedacht hätten – da gehen sie einfach auf Nummer sicher.
Ich glaube aber nicht, dass sie jetzt plötzlich anders denken. Sie hätten auch vorher Branchenkenner angeheuert, wenn es sie denn gegeben hätte. Das mit den frischen Ideen war die ganze Zeit geheuchelt. Es gab sie nicht, die Branchenkenner. Da musste man sich eine gute Begründung einfallen lassen, warum man den Quereinsteiger engagiert hat. Das ist jetzt nicht mehr nötig.
Erfolgsgeschichten parat haben
Noch mal zurück zur KI: Wohl dem, der Erfolgsgeschichten zum eigenen Umgang mit KI erzählen kann, und zwar nach der STAR-Methode: Situation schildern, die Aufgabe erklären, bei der man KI eingesetzt hat, erzählen, wie man vorgegangen ist und das Ergebnis beschreiben. Guter Tipp!
