INSPIRATION: Ein gut gemeinter Rat für ein gutes Leben, aber vermutlich werden jene, die glauben, einer Berufung folgen zu müssen, ihn nicht gerne hören. Statt auf die innere Stimme zu hören, sollte man lieber das tun, was man gut kann.
Gefunden habe ich ihn mal wieder bei Rolf Dobelli, der im Handelsblatt (Die Tyrannei der Berufung) erklärt, warum es einem das Leben vermiesen kann, wenn man es damit verbringt, einem vermeintlichen Ruf zu folgen wie Franz von Assisi, der sich von Gott berufen fühlte und schließlich einen Orden gründete.
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Menschen, die in sich hineinhorchen und glauben, zu etwas Großem berufen zu werden, werden „nicht glücklich, sondern bloß verbissen.“ Also lautet der Rat von Dobelli: Konzentrieren Sie sich nicht auf das Ergebnis, den großen Wurf, den Output, sondern auf die Tätigkeit selbst, die Arbeit, den Input. Tun Sie, was Sie gerne tun und was Sie gut können – meist sind das ja auch die gleichen Dinge. Mit der Folge, dass Sie darin auch erfolgreich sein werden – oder zumindest davon leben können.
Dem möchte man ja gerne folgen, gäbe es da nicht die Beispiele der Menschen, die schon mit 15 vom Nobelpreis träumen und ihn dann auch bekommen. Wieso also sollte man nicht träumen dürfen? Darf man, nur darf man dann auch nicht vergessen, dass es nur ganz wenige Ausnahmen vom Traum zum Oscar-Preisträger schaffen. So wie nur ganz wenige Tennisspieler vom geträumten Wimbledon-Sieg es tatsächlich auf den Centercourt in London schaffen. Wie viele sich dazu berufen fühlen, ist nicht bekannt.
Daher Dobellis Tipp: Man darf träumen, aber es gilt, stets ein distanziertes Verhältnis zu seinen Träumen zu haben.
Bleibt nur eine Frage: Um den ganz großen Erfolg zu schaffen: Ist dann der Ruf nicht eine wesentliche Voraussetzung? Also muss ich mich berufen fühlen, um ganz nach oben zu kommen? Wenn das so wäre, dann würde das distanzierte Verhältnis ja womöglich gar nicht die Energien freisetzen, um alles für das eine Ziel zu unternehmen?
Ich kannte mal jemanden, der hatte den Traum, ein ganz großer Sportler zu werden, und er tat alles dafür, auch dorthin zu gelangen. Als sich die Erkenntnis durchsetzte, dass er es niemals so weit bringen würde, brach eine Welt zusammen. Heute ist er ein sehr erfolgreicher Geschäftsmann und verfolgt seine Ziele ähnlich beharrlich wie damals als junger Mann.
Vielleicht ist das ja der eigentliche Rat: Warten Sie nicht darauf, dass der Ruf Sie ereilt, aber wenn Sie ein großes Ziel haben, folgen Sie ihm, auch mit der nötigen Obsession. Aber seien Sie sich darüber im Klaren, dass das Ergebnis eben nicht nur von Ihrem Einsatz abhängt, sondern auch ganz viel von Zufall und Glück. Und wenn beides nicht mitspielt, seien Sie bereit, sich auch neue Ziele zu suchen.
Da es so etwas wie DIE Berufung gar nicht gibt, könnte man sich ja auch fragen: Was wäre aus einem Wimbledonsieger geworden, wenn ihm nicht zufällig irgendjemand einen Tennisschläger in die Hand gedrückt hätte? Stellen wir uns einmal diese Tragik vor: Da ist jemand zum Tennisstar geboren, aber in seinem Ort gibt es gar keinen Tennisplatz, und er erfährt erst mit 20, was das Schicksal für ihn vorgesehen hatte…