21. November 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Gefährliche halbe Minute

PRAXIS: Es gibt Gespräche, da weiß man, dass eine Konfrontation kaum zu vermeiden ist. In  Zeiten von Corona mehren sich die Gelegenheiten. Z.B. wenn ein Mitarbeiter oder Kollege ins Büro zurückkehrt und erklärter Maskengegner ist. Das Ziel des Gesprächs ist klar, aber wie kann man sich darauf vorbereiten? 

Solche emotional stark belasteten Themen gibt es zuhauf. „Ich weiß, dass wir ständige Gespräche darüber führen werden, auf die ich mich nicht freue.“ Ein Satz, den wohl jeder mehr als einmal gedacht hat. Man hat schlichtweg Angst vor der Situation, und das ist einfach erklärt: Angst entsteht, wenn einer unserer zentralen Werte bedroht wird. Menschen unterscheiden sich bezüglich der Werte, die ihnen besonders wichtig sind. Für den einen ist es Gesundheit, für den nächsten Sicherheit, für einen anderen Gerechtigkeit usw. 


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In der Pandemie erleben wir das Aufeinanderprallen von unterschiedlichen Werthaltungen dramatisch. Solange viele von zu Hause arbeiten, war der Zusammenstoß vermeidbar, aber bei der Rückkehr ins Büro ist eine Konfrontation unausweichlich. In dem Beitrag im Harvard Business Manager (Heikle Gespräche souverän führen) geben die Autoren drei Empfehlungen, die zumindest ein wenig mehr Sicherheit für solche Situationen geben.

3 Empfehlungen für mehr Souveränität

  1. Bestimmen Sie Ihre Prioritäten. Gemeint ist, dass Sie sich darüber klar werden sollten, was Ihnen am wichtigsten ist. Beispiel: Sie ärgern sich maßlos darüber, dass der Kollege damit durchkommt, ungeimpft am Arbeitsplatz zu erscheinen. Das empfinden Sie als ungerecht. Sie können dagegen Sturm laufen und Ärger mit Ihrem Chef bekommen. Wenn Sie für sich entscheiden, dass Ihnen der Frieden am Arbeitsplatz wichtiger als Gerechtigkeit ist, nimmt das allein schon die Angst vor der Situation. Dann wird Ihnen nämlich klar, dass die Mitmenschen nicht alle Ihre Wünsche erfüllen können und werden. Ansonsten fangen Sie an, „andere dafür zu beschuldigen, dass sie Ihnen nicht die Welt bieten, die Sie sich wünschen.“ Die Autoren nennen dies eine „reife Akzeptanz der Realität.“
  2. Übernehmen Sie die Verantwortung für die Risiken. Angenommen, Sie haben Angst vor der Impfung und wissen, Sie werden irgendwann damit konfrontiert, dass man von Ihnen erwartet, geimpft am Arbeitsplatz zu erscheinen. Dann machen Sie sich bewusst, welche unvermeidlichen Konsequenzen Ihre Entscheidung hat und übernehmen die Verantwortung hierfür. Auch das reduziert die Angst. Anders ausgedrückt: Kalkulieren Sie die Risiken Ihrer Entscheidung ein, statt andere dafür verantwortlich zu machen.
  3. Planen Sie die „gefährliche erste halbe Minute„, indem Sie für den Einstieg eine Art Skript erstellen. In dieser kurzen Zeit gilt es, für psychologische Sicherheit zu sorgen – und nicht das Problem zu lösen. Das ist eine enorm wichtige Erkenntnis, die auch entlastet. In den ersten 30 Sekunden können Sie Ihrem Gesprächspartner helfen sich sicherer zu fühlen – das erhöht die Chancen für ein anschließend konstruktiver verlaufendes Gespräch. Und wie geht das?
    Sie versichern ihm zwei Dinge: Dass Sie sich für sein Anliegen bzw. seine Bedürfnisse interessieren und dass Sie diese respektieren. Dabei kann man gar nicht oft genug betonen: Die Werte und Bedürfnisse anderer zu respektieren bedeutet nicht, dass Sie diesen zustimmen!
    Praktisch funktioniert das so, dass Sie die Werte bestätigen, um die es Ihrem Gegenüber in dem Gespräch vermutlich geht. Also wenn Sie den Kollegen kennen, werden Sie wissen, dass ihm so etwas wie Individualität und Unabhängigkeit viel bedeutet. Also können Sie damit starten zu betonen, dass Sie seinen Wunsch, selbst zu entscheiden, was für ihn gut ist, respektieren. Das ist genau damit gemeint: Für psychologische Sicherheit sorgen. Anschließend benennen Sie Ihr Bedürfnis und fragen, ob Sie gemeinsam versuchen wollen, eine Lösung zu finden.

Ich weiß, all das bietet keine Garantie für ein gelingendes Krisengespräch. Der eigentliche Tipp besteht darin, sich im Vorfeld einige Gedanken über Ihre eigenen Bedürfnisse, Werte und Prioritäten zu machen, über Ihren eigenen Anteil an der Situation und sich zu überlegen, was dem anderen wichtig sein könnte. Damit ist schon extrem viel gewonnen. Viel Erfolg dabei!

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