INSPIRATION: Mit KI basteln inzwischen viele Unternehmen herum. Da möchte man doch manchmal gerne Mäuschen spielen und auch ein wenig über die Risiken und Nebenwirkungen erfahren – die andernorts gerne verschwiegen werden (KI: Und sind die Kartoffeln da, werden sie auch gegessen).
Die Gelegenheit eröffnet uns die DB Infrago AG. In neues lernen wird uns ein Einblick gewährt (Lernen auf neuem Gleis). Und zwar, was die Sache noch spannender macht: Es geht um eine Implementierung im gewerblichen Bereich – in der Instandsetzung. Das ist ein sicherheitsrelevantes Umfeld.
Anzeige:
Lösungsfokussiertes Arbeiten mit Teams! In einem 2tägigen Seminar für Coaches und Berater:innen lernen Sie diesen erfolgreichen Ansatz von Ben Furman erfolgreich in die Praxis umzusetzen und schließen mit dem internationalen Zertifikat Reteaming®-Coach ab! In Deutschland nur hier: Zur Webseite...
Die DB Infrago AG entwickelte den internen Chatbot „Digi-Buddy“ und hat ihn im Instandhaltungsbereich erprobt. Dabei standen zwei zentrale Zielsetzungen im Vordergrund:
- Einerseits sollte der ChatBot Trainer und Trainerinnen in ihrer täglichen Arbeit unterstützen.
- Andererseits sollte er auch den Mitarbeitenden ein digitaler Lernbegleiter sein.
Die Trainer
Zwölf Trainer*innen aus verschiedenen technischen Gewerken wie Leit- und Sicherungstechnik, Fahrbahn, E-Technik und Oberleitung waren die „Versuchskaninchen“. Die nutzten „Digi-Buddy“ als neues Recherchetool. Man kann sich leicht vorstellen, dass bei einem Konzern wie der Bahn eine enorme Komplexität an Regelwerken herrscht. Informationen sind schwer auffindbar und wenn man sie mal gefunden hat, muss man sich durch PDFs mit teilweise mehr als tausend Seiten kämpfen, um die relevanten Aspekte herauszuarbeiten. Das nervt – und dauert. Und dann muss man aus dem ganzen Wust auch noch ein Lernkonzept mit einer guten Struktur zaubern. Was für ein Geschenk für Trainer:innen, wenn der Chatbot komplexe Inhalte verständlich aufbereiten kann. Warum der Chatbot jedoch nützlich ist, „die Prüfungsvorbereitung direkt auf die Bedarfe der Lernenden“ zuzuschneiden, hat sich mir nicht intuitiv erschlossen.
Die Arbeit mit dem ChatBot sei für die Teilnehmenden „spielerisch und motivierend“, fand die begleitende Masterarbeit heraus. Und auch gleich die Kehrseite der Medaille: „die mögliche ungeprüfte Übernahme falscher Inhalte durch Lernende“. Tja, dass die KI auch im sicherheitsrelevanten Umfeld Halluzinationen aufsitzt, möchte man als Fahrgast natürlich nicht ausbaden (Houston, wir haben ein Problem!). Eine weitere Nebenwirkung ist, „dass Lernende durch den Chatbot möglicherweise erwarten, dass ihnen das Lernen abgenommen wird“. Nicht nur Lernen, möchte man ergänzen, auch gleich das Denken. Ich fürchte, das kommt in nächster Zeit massiv auf uns alle zu.
Da sind die Verantwortlichen bei der Bahn und anderswo also richtig gefordert. Es kann ja nicht nur um schöne Spielereien mit KI gehen. Der Bezug zu den unternehmensrelevanten Lerninhalten und Regelwerken muss im Vordergrund stehen. Brauchen wir also schleunigst so etwas wie eine interne KI-Revision?
Die Mitarbeitenden
Die Forscher:innen und Praktiker*innen haben sich auch dafür interessiert, ob bei der Arbeit mit der KI die psychologischen Grundbedürfnisse der Mitarbeitenden bedient werden. Denn, wir wissen das aus der Forschung, solches ist relevant. Die Ergebnisse klingen auf den ersten Blick optimistisch: Autonomie- und Kompetenzerleben werden gefördert.
Ein bisschen versteckt im Text liest man jedoch auch: „In der initialen Erprobung zeigte sich kaum Wirkung auf die soziale Eingebundenheit“. Da sollten bei den Verantwortlichen doch die Alarmglocken läuten (Wo die Musik spielt). Man ahnt, das Lernen kann man leicht in den digitalen Orbit outsourcen. So erreicht man viele, orts- und zeitabhängig. Das ist auch kostengünstig – vordergründig. Doch hat es seinen Preis. Seitdem wir mehr über die Risiken und Nebenwirkungen der Online-Kommunikation wissen, sollte uns klar sein, was hier mehr oder weniger förderlich ist (Wessen einziges Instrument ein Hammer ist). Und: Wo die Häsin im Pfeffer liegt.
Daher lasse ich mich nicht von der Bemerkung ablenken, man hätte auch „Impulse für generationenübergreifendes Lernen“ registriert. Das ist schön und wichtig (Mit dem Hammer behauen). Sollte aber nicht von der Relevanz von Peer-Lernen ablenken. Und zwar in Präsenz! Das gestehen die Autor:innen letztlich auch selbst ein – jedenfalls lese ich den Satz in diesem Sinne: „Du brauchst immer noch den Menschen – ganz ohne wird es nie gehen.“ Jens Nachtwei hat es auf den Punkt gebracht (Wo die Musik spielt). Die andere Lesart dieses Satzes würde ich grundsätzlich ablehnen: Das man es ja mal ohne Menschen versuchen könnte … Was für eine Versuchung! Ich sage nur: Autos kaufen keine Autos.
Erfolgsfaktoren
Es braucht mehr als Technik für den Erfolg, das sehen auch die Autoren. Insbesondere braucht es zudem digitale Kompetenzen, eine gute didaktische Einbettung und eine förderliche Kultur. Zu letzterem habe ich im Beitrag allerdings nichts gelesen. Und viel zu wenig über das Erleben der Mitarbeitenden.