PRAXIS: Kleine Zettelchen neben dem Badezimmerspiegel erinnern uns daran, die Zahnseide zu nutzen. Turnschuhe mitten auf dem Gang zum Sofa helfen uns, doch häufiger joggen zu gehen. „Self-Nudging“ soll uns bei der „Selbstoptimierung“ helfen.
Wobei mir „Selbstoptimierung“ schon seltsam aufstößt. Aber letztlich geht es darum, den inneren Schweinehund zu überwinden. Ich nehme mir etwas vor und stelle schon bald fest, dass ich es an der nötigen Konsequenz vermissen lasse. Ich kann andere bitten, mich daran zu erinnern, dass ich doch mal wieder joggen wollte. Oder noch besser: Mich zum Joggen mit ihnen verabreden, dann wird das mit dem sich drücken schwerer.
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Oder aber ich gestalte meine Umgebung so, dass mich kleine Hinweise und Veränderungen daran erinnern, was ich mir vorgenommen habe. Wie eben die Platzierung der Laufschuhe, so dass ich sie nicht übersehen kann.
Erinnerungshilfen
Das gilt auch umgekehrt: Wenn ich nicht ständig zum Smartphone greifen möchte, sobald dort irgendeine Nachricht oder Ton auftaucht, dann lege ich es mir nicht in Reichweite hin. Und wenn ich feststelle, dass ich auch ohne konkrete Signale zu dem Gerät greife, z.B. wenn ich spazieren gehe, dann lasse ich es einfach zu Hause. Und wenn ich mich davon abhalten will, ständig zu Keksen oder Schokolade zu greifen, dann sorge ich dafür, dass die Verlockungen nicht in offenen Schalen überall herumstehen. Dafür vielleicht Weintrauben und Äpfel.
Das also soll „Self Nudging“ sein (Schubse dich selbst). Irgendwie ein bisschen arg banal, oder? Und ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich solche Hinweise ganz schnell abnutzen. Papiere, die mich daran erinnern sollen, dass ich dringend einen Brief schreiben muss, liegen bei mir mitunter wochenlang mitten auf der Küchentheke.
Und dennoch: Letztlich lautet die Aussage, dass man bei der Gestaltung seiner Umgebung bewusster planen und vielleicht etwas genauer hinschauen sollte. Was befindet sich wo und wie wirkt es sich auf das eigene Verhalten aus? Seitdem ein schwerer und ziemlich unübersehbarer Schuhanzieher an meiner Garderobe hängt, trete ich mir deutlich seltener die Schuhe kaputt. Und hin und wieder schaffe ich es tatsächlich, das Smartphone beim Hundespaziergang zu Hause zu lassen.
Überhaupt Smartphone: Laut einer Umfrage der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg gaben mehr als die Hälfte der Nutzer von Gesundheits-Apps an, eine gesündere Lebensweise zu führen, seitdem sie ihr Gerät regelmäßig daran erinnert. Ich gehöre vermutlich zur anderen Hälfte. Mein erfolgreichster „Nudge“ ist mein Hund. Der erinnert mich in der Tat mehrmals am Tag daran, an die frische Luft zu gehen …