INSPIRATION: Das ist mal echt bitter: Da hat man sich abgerackert, eine Top-Leistung abgeliefert, jede Menge Anerkennung erhalten und ebenso viele Hinweise, dass man auf dem Sprung in die Top-Liga ist, aber der letzte Schritt will nicht gelingen. Wem es so geht, der kennt die Spielregeln der Top-Liga nicht, zum Glück ist das Geheimnis gelüftet.
Zwei Top-Management-Coachs verraten es im Harvard Business Manager (Wie Sie nach ganz oben kommen). Das Kernproblem vieler Spitzenleister: Sie glauben, sie müssten sich noch mehr anstrengen. Wie im Sport, wo am Ende nur die Besten gewinnen. Aber in der Geschäftswelt (und vermutlich ebenso in der Politik) funktioniert das nicht. Wer seine Leistung weiter steigert, der zeigt nämlich nur, dass er dort, wo er sich gerade befindet, genau richtig ist. Also bleibt er auch da.
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Noch mehr anstrengen?
Natürlich ist die Spitzenleistung die wichtigste Voraussetzung. Aber das muss jemand, der als Kandidat für den Vorstand in Frage kommt, nicht mehr beweisen. Sonst würde er erst gar nicht für eine solche Position empfohlen. Entscheidend ist, dass sich ab diesem Moment die Haltung ändern muss. Statt weiter Erfolge zu sammeln und vorzuzeigen, geht es jetzt darum, andere Menschen größer zu machen. Die Menschen, die für meinen Aufstieg sorgen können, müssen den Eindruck haben, dass sie selbst damit noch erfolgreicher werden. Dass ihre Reputation und ihr Einfluss wächst, wenn sie mich unterstützen. Und sie müssen Freude daran haben, mit mir zusammen zu sein, sich mit mir auszutauschen.
Die neue Haltung und das neue Verhalten sieht dann so aus: Man macht sich Komplimente, man gibt, ohne etwas zurück zu erwarten, rechtfertigt sich nicht, gibt sich nicht mit Kleinigkeiten ab, spricht nie negativ über eigene Chefs oder andere Menschen. Sondern betont die eigene Wertschätzung ihnen gegenüber, man achtet noch mehr auf gute Manieren und die äußere Erscheinung und man sendet Signale des Gebenkönnens statt des Mangels und des Habenwollens.
Oder: Haltung üben
„Erfolg ist immer ein Resonanzphänomen“ – also verhält man sich wie jemand, für den Erfolg und Großzügigkeit selbstverständlich sind, dann wird man von den ebenso Erfolgreichen auch weiter empfohlen. Und nur darauf kommt es an.
Wir ahnen hier, dass ein solcher „Mindshift“ alles andere als einfach ist. Wer sich alles mühsam erkämpft hat, soll nun so tun, als falle ihm all das leicht, als gehöre er schon dazu. Klar, dass Menschen, die von Hause aus genau so aufgewachsen sind und diesen Habitus schon mitbringen, es viel leichter haben. Und denen vermutlich auch keiner der folgenden drei Fehler unterläuft:
Fehler
Der Siegesgewissheitsirrtum: Man tut so, als habe man den Job schon sicher, beschäftigt sich mit dem neuen Haus, der Auswahl der Schule für die Kinder am neuen Wohnort statt sich für die Entscheider und deren Themen zu interessieren.
Der Kleinkrämerirrtum: Man verhandelt über Kleinigkeiten, entdeckt noch Mängel im Vertrag und möchte alles genau erklärt bekommen statt lässig über solche Nichtigkeiten hinwegzuschauen.
Der Machtirrtum: Man möchte alle möglichen Befugnisse und Garantien erhalten, Dinge, die man, wenn man den Job bekommt, ohnehin allein entscheiden kann.
Wer sich so verhält, löst bei den Entscheidern auf den letzten Metern gehörige Irritationen aus und rutscht auf dem schwierigen Parkett aus.
Irgendwie nachvollziehbar, wobei die Tipps zum Teil sicher auch für diejenigen gelten, die nicht in den Top-Ligen spielen. Gute Manieren, Interesse für andere, mehr die Haltung „ich habe etwas zu geben“ als „ich möchte etwas bekommen“ zeigen, andere erfolgreich machen … All das schadet sicher auf keiner Ebene. Vielleicht sollten sich alle, die nicht mit akuten Existenzsorgen zu tun haben, ein Stück dieses „Top-Liga-Habitus“ aneignen – vorausgesetzt natürlich, sie bringen gleichzeitig auch eine Top-Leistung. Sonst wird es peinlich.