INSPIRATION: Zu welchen Themen sollten sich Unternehmen öffentlich äußern? Sich aus allem rauszuhalten, ist längst keine Option mehr in Zeiten, in denen es extremen Gruppen gelingt, große Teile der Bevölkerung auf ihre Seite zu ziehen und Populismus gesellschaftsfähig geworden ist. Und was dürfen Mitarbeitende äußern, ohne hierfür Konsequenzen befürchten zu müssen?
Einer, der dazu eine klare Meinung hat, ist der Deutschland-Chef von Burger King (Auf diesen Umsatz verzichten wir gern). Es gibt Dinge, die nicht zu tolerieren sind. Rassismus und Diskriminierung müssen Konsequenzen nach sich ziehen, und da bleibt mitunter kein anderer Weg als die Trennung. Wer solche Dinge nur verurteilt, aber nicht entsprechend handelt, macht sich unglaubwürdig.
Und noch etwas macht er klar: Die Stammtischparole „Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!“ stellt eine Verdrehung der Meinungsfreiheit dar. Meinungsfreiheit ist ein Grundrecht, dass den Einzelnen vor dem Staat schützen soll. Aber sie „garantiert dem Einzelnen nicht das Recht, seine Meinung zu äußern, ohne das Echo tragen zu müssen.“ Wohl wahr.
Über rote und andere Linien
Nun gut, es gibt Bereiche, bei denen die roten Linien klar sein sollten. Aber was ist mit anderen, höchst umstrittenen Themen. Stichworte: Einwanderung, Klimakatastrophe, Mobilität, soziale Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit usw. Sollten sich Unternehmen hierzu lieber keine Stellung beziehen? Überflüssige Frage, tun sie ja längst. Aber offensichtlich ist das nicht bei jedem Thema selbstverständlich. Weil es dann schnell politisch wird.
Wobei ich nicht begreife, wieso Klimawandel z.B. ein politisches Thema sein soll. Nur scheint hier zum Beispiel die rote Linie nicht so klar zu sein. Vermutlich wird kein Unternehmen einen Mitarbeitenden abmahnen und vor die Tür setzen, wenn er den Klimawandel leugnet. Eine Professorin der Stern School of Business der New York University erklärt im Harvard Business Manager, dass Führungskräfte natürlich öffentlich Stellung zu sozialen und politischen Fragen beziehen sollten. Das Problem ist, dass sie niemals die Interessen aller Stakeholder ausbalancieren können.
Bedeutet: Wie auch immer sie sich äußern: Irgendjemanden stoßen sie vor den Kopf, und damit schaden sie unter Umständen den eigenen Interessen. Die Autorin erklärt, dass es einen besseren Weg gibt (Lasst sie doch reden!). Vor allem: Es sollte eine Kultur schaffen, in der die Mitarbeitenden frei diskutieren können. Es gibt nun mal keine klare Grenze, was als „Politik“ gilt und was nicht. Also sollten politische Meinungen ungestraft geäußert werden dürfen. Wie gesagt: Die roten Linien müssen klar sein! Und man sollte drei Fehler vermeiden.
3 Fehler
- Öffentliche Erklärungen abgeben und von Selbstverpflichtungen fantasieren, die man nachher nicht einhalten kann.
- Keine Prioritäten festlegen.
- Strategien und Ziele nur im Top-Management – losgelöst von der Belegschaft – festlegen oder gar an externe Berater delegieren.
Womit auch der Weg klar ist. Es fängt an bei der Festlegung der Strategie und der Prioritäten, und diese sollte unter Einbindung der Beschäftigten geschehen. Welche Themen sind für uns wesentlich? Welche ökologischen und sozialen Prioritäten vertreten wir? Welche sind mit unseren Aktivitäten eng verknüpft? Welchen positiven Beitrag kann das Unternehmen leisten?
Es geht darum anzuerkennen, dass man nicht bei jedem Thema mitmischen kann. Wer versucht, alle heiklen Themen in einer Erklärung abzudecken, darf sich nicht wundern, wenn man nicht alle Versprechungen einhalten kann. Und sich damit unglaubwürdig macht.
Eine gute Grundlage, um die eigenen Ethikbemühungen zu priorisieren, stellen zum Beispiel die UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte dar. Hier wird aufgezeigt, welchen Einfluss Unternehmen haben und wo die Grenzen liegen. Guter Rat: „Konzentrieren Sie sich auf das, was Sie wirklich erreichen können, und sprechen Sie ehrlich darüber.“ Dazu gehört auch, zugeben zu können, dass man es eben nicht allen Recht machen kann.
Auch ein klarer Rat: Wenn Sie Prioritäten setzen und Prinzipien aufstellen, dann sollten diese im ganzen Unternehmen gelten. Einfach? Bestimmt nicht. Vielleicht hilft es ja zu wissen, dass man offene Diskussionen zulassen und sogar fördern kann UND gleichzeitig einen klaren Verhaltenskodex erstellen sollte, was eben nicht geduldet wird. Und dabei erst einmal vor der eigenen Haustür kehren und die Mitarbeitenden mit Respekt behandeln sollte. Stichwort: Diskriminierung …