PRAXIS: Sie sind Coach und empfangen Ihre Klienten stets in Ihrem schönen Raum? Oder treffen sich mit ihnen auch außerhalb? Dann bietet sich ein Waldspaziergang an, um sie zu neuen Einsichten zu führen. Die Umgebung allein verändert schon die Haltung, denn plötzlich fühlt sich der Coachee nicht mehr als Mittelpunkt der Welt. Martin Wehrle erklärt das sehr anschaulich (Der Waldspaziergang): Frischer Duft, die Bäume spenden Schatten und Schutz, „über allem thront der Himmel“.
Die Folge: Die eigenen Probleme erscheinen schon mal kleiner angesichts der hohen Bäume, dem Coachee „fällt es leichter, ein Gefühl für die Stimmigkeit seines Handelns und mögliche Lösungen zu entwickeln“, und weil es leiser im Wald ist, hört er die innere Stimme der Intuition deutlicher.
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Und wie bei der Stadtführung und Flughafen sollte sich der Coach vorbereiten mit Fragen zum Ortsbezug, hier einige Beispiele:
- Welches Umfeld wäre für Ihr Wachstum gut? Und wenn Sie Förster wären: Wie würden Sie Ihr Umfeld verändern? (angesichts der Pflanzenvielfalt an den unterschiedlichsten Standorten)
- Wie würden Sie den Zweck Ihres (Berufs-)Lebens beschreiben? (angesichts der vielen Tiere und Pflanzen, die alle einem bestimmten Zweck dienen)
- Was können Sie tun, um Ihr Ziel im Blick zu behalten? (angesichts der vielfältigen Möglichkeiten, sich zu verlaufen)
- Woher beziehen Sie Ihre Energie? (angesichts der dicken Wurzeln der Bäume, die tief ins Erdreich oder an der Oberfläche verlaufen)
- Gibt es Menschen/Dinge, die Ihnen Energie rauben? Wie könnten Sie Abstand gewinnen? (angesichts nahe beieinander stehender Bäume, die sich im Wachstum beeinträchtigen)
- Welche (heimlichen) Vorteile könnte es haben, wenn Sie Ihre Ziele nicht erreichen? (angesichts umgefallener Bäume, die neuen Nutzen für Pflanzen und Tiere stiften)
- Wie steht es um Ihre Widerstandskraft/Biegsamkeit? (angesichts biegsamer und starker Bäume, die einem Sturm getrotzt haben)
Einige Hinweise zur weiteren Vorbereitung: Der Coach sollte sich so gut in dem Wald auskennen, dass er sich nicht verläuft, zudem ausreichend Zeit einplanen, auf die passende Ausrüstung Wert legen (Kleidung, Schuhe), einen Wald aussuchen, in dem es einigermaßen ruhig zugeht, die Fitness des Klienten berücksichtigen und sich gut überlegen, ob die Umgebung zu diesem passt (was nicht der Fall ist, wenn jedes Insekt Panik auslöst). Und er sollte eine Alternative vorhalten, wenn das Wetter nicht mitspielt – z.B. ein Café am Waldrand, von wo aus man den passenden Ausblick hat.
(Nach: Martin Wehrle – Der Waldspaziergang. Training aktuell, 11/2015, S. 21-23)