INSPIRATION: Hand auf’s Herz: Kommen Ihnen nicht auch gewisse Zweifel, wenn ein 78-Jähriger Präsident der USA wird? Soviel steht fest: Je älter wir werden, umso mehr lassen bestimmte Fähigkeiten nach. Die Nachteile des hohen Alters sind belegt. Allerdings sorgen auch gewisse Stereotype dafür, dass ältere Menschen unter ihren Möglichkeiten bleiben.
Es führt kein Weg daran vorbei: Unser Gehirn ist nicht mehr so gut durchblutet, die Konzentrationsfähigkeit nimmt ab wie auch unsere Fähigkeit, komplizierte Zusammenhänge zu erfassen. Und wir benötigen mehr Ruhepausen als zu Zeiten unserer größten Leistungsfähigkeit. Diese liegt zwischen 25 und 30 Jahren. Unser „Kurzzeitgedächtnis verbessert sich noch etwa bis zum 25. Geburtstag“. Eine Studie zeigt, dass Naturwissenschaftler ab einem Alter von 40 keine bahnbrechenden Erkenntnisse mehr veröffentlichen (Öfter mal ein Nickerchen).
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Was bleibt dann noch?
Zum einen natürlich die Erfahrung. Wobei diese durchaus ihre Tücken hat. Denn so manches, was wir Älteren aus Erfahrung der nächsten Generation vermitteln möchten, passt nicht mehr auf die Anforderungen der Gegenwart oder gar der Zukunft. Man könnte also auf die Idee kommen, besser früher als später den Jungen das Feld zu überlassen – bis auf die wenigen beeindruckenden Ausnahmen, die gibt es nämlich immer.
Ein klein wenig Hoffung besteht auf dem Gebiet der Menschenkenntnis. Das Einfühlungsvermögen der 40- bis 50-Jährigen ist deutlich besser als bei den Jüngeren, hat eine Studie des MIT ergeben. Ältere können sich besser in die Gefühlswelt anderer hineinversetzen. Hier hilft unsere Erfahrung tatsächlich.
Und noch eine Erkenntnis, die zumindest dafür spricht, nicht zu sehr über die Nachteile des Alters nachzudenken: Ältere Menschen können viele der nachlassenden Fähigkeiten ausgleichen, z.B. durch höhere Sorgfalt oder eine bessere Risikoabschätzung. Auch vor technischen Neuerungen sollten wir uns nicht fürchten, sondern eher vor Klischees. Es gibt Experimente, bei denen man ältere Mensche mit Vorurteilen über das Alter konfrontierte und anschließend ihre Gedächtnisleistungen maß. Wer mit negativen Klischees „geimpft“ wurde, schnitt bei den Tests nachher schlechter ab, sogar die Geschwindigkeit beim Gehen nahm ab.
Vor- und Nachteile
Mit anderen Worten: So einige der Defizite könnten etwas mit einer selbsterfüllenden Prophezeiung zu tun haben. Was sehr dafür spricht, sich eher weiterhin vieles selbst zuzutrauen und den Vorurteilen gelassen entgegen zu treten. Natürlich ohne sich zu überschätzen. Was hilft, ist sich mit jüngeren Menschen zu umgeben. Das kann ich nur vehement unterstützen. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Führungsteam gemischt besetzt ist, dass Sie regelmäßig Kontakt zu Jüngeren haben und diese in Entscheidungen einbezogen werden. Versuchen Sie, ihre Denk- und Handlungsweise zu verstehen (am besten erinnern Sie sich daran, wie Sie selbst in jungen Jahren reagiert hätten), das Einfühlungsvermögen dazu besitzen Sie als älterer Mensch. Man muss es nur nutzen.
Meine Erfahrung ist, dass die meisten Jüngeren sehr wohl an den Erfahrungen und Perspektiven Älterer interessiert sind, wenn man nicht bei jedem Vorschlag, der unausgereift erscheint, weise lächelnd oder genervt abwinkt, sondern sich für die Absicht interessiert.