17. Oktober 2024

Management auf den Punkt gebracht!

In der Kürze liegt die Würze

REZENSION: Peter Michael Bak – Arbeits- und Organisationspsychologie. Eine Einführung – kompakt, prägnant und anwendungsorientiert. Springer 2024.

Bereits während seines Studiums vor etlichen Jahren wurden dem Rezensenten im Bereich „ABO-Psychologie“ gerne einschlägige Lehrbücher zur Lektüre ans Herz gelegt (bzw. als Prüfungsliteratur ausdrücklich gefordert). Zum Beispiel der von Prof. Sarges herausgegebene Klassiker „Management-Diagnostik“, der auch heute noch in der 4. Auflage, stattliche 1.158 Seiten für 129 Euro in gebundener Ausgabe (8,9 ct pro Seite) erhältlich ist. Noch imposanter kommt das mittlerweile von Schuler und Kanning herausgegebene „Lehrbuch der Personalpsychologie“ daher, das es sogar auf 1.272 Seiten schafft und satte 2,8 kg auf die Waage bringt (selbst gemessen).

Doch – Hand auf’s Herz! – welcher Studierende hat schon damals solche „Schinken“ von vorne bis hinten durchgelesen? Und umso mehr in Zeiten von YouTube, Ted-Talks und Wikipedia: Wer von den heutigen Studierenden traut sich noch an solche Ehrfurcht einflößenden Folianten heran? Vielleicht ein Stück weit vergleichbar mit einem mittelalterlichen Bauern, der sich innerhalb der Klosterabtei in die dortige Bücherei verirrt hatte … Eignen sich solche Bücher heutzutage noch dazu, im Bücherregal den Übernachtungsbesuch zu beeindrucken? Oder stellen sie sich vielmehr als wenig umzugstauglich heraus, weil PDFs viel leichter zu transportieren sein würden?

Ein schlankes Lehrbuch

Ohne in irgendeiner Weise den offensichtlichen Mehrwert solcher bewährter, hoch-akademisch qualifizierter Übersichtsdarstellungen mit enzyklopädischem Anspruch in Frage zu stellen, wird doch rasch offensichtlich, dass allemal als Ergänzung dazu schlanke Lehrbücher von Studierenden und anderen Nutzern als viel zeitgemäßer und damit willkommener wahrgenommen werden dürften.

Und genau diese Zielgruppe hat Professor Peter Bak von der Hochschule Fresenius schon seit etlichen Publikationen mit einem bewährten Format im Blick: Gut verständliche Sprache bei weiterhin akademischem Anspruch, professionelles Layout, durch Graphiken und andere Visualisierungsmomente aufgelockert, vertiefende Soundfiles zum Nachhören, die bequem über QR-Codes abgerufen werden können. Dazu Zusammenfassungen und vertiefende Klausurfragen – alles maximal zielgruppengerecht aufbereitet. Besonderer Pluspunkt ist dabei noch die offensichtliche Aktualität der Beschreibung: Nicht nur Trend-Begriffe wie VUCA werden verwendet und erläutert, auch so schillernde Persönlichkeiten wie Elon Musk werden knapp, aber differenziert vorgestellt.

Arbeitspsychologie

Doch nun zu den spezifischen Inhalten dieses Buchs, das gemäß dem Titel unterteilt wird in die beiden Hälften „Arbeits-“ und „Organisationspsychologie“: Nach einer Begriffsklärung werden zunächst verschiedene Methoden der Arbeitsanalyse (VERA, JDS oder ISTA etc.) einzeln vor- und anschließend vergleichend gegenübergestellt. Daran schließend sich Techniken der Arbeitsgestaltung (Job-Rotation, -Enlargement, -Enrichment, Gruppenarbeit) an – bis hin zur Arbeitsplatzgestaltung, also der Ergonomie. Auch die Folgekapitel beinhalten echte „Klassiker“ der einschlägigen Forschung: Arbeitsmotivation (Herzberg’s 2-Faktoren-Theorie, Erwartung-mal-Wert-Motivtheorien etc.) sowie Stress(-forschung) und Belastung (Transaktionales Stressmodell nach Lazarus, Anforderungs-Ressourcen-Modell etc.).

Organisationspsychologie

Im zweiten Teil geht es dann um die organisationale Sozialisation – vor und beim Eintritt bis hin zu Themen wie Organisationales Commitment, Klima und Kultur. Daran schließt sich unter der Überschrift „Führung“ ein „Best of“ der einschlägigen Literatur an: Charisma vs. „Dunkle Triade“ als Komponenten für Führungs(-miss-)erfolg, transaktionale vs. transformationale vs. situative vs. ethische Führung. Das letzte Hauptkapitel steht dann unter der Überschrift „Organisationsdiagnose und -entwicklung samt „Passung“ und „Veränderungsmanagement“, um auch hierfür ein paar beispielhafte Schlüsselwörter herauszugreifen.

Dem Kenner (m/w/d) wird rasch deutlich, dass zu all diesen Themen bereits – wie oben angesprochen – dicke Bücher geschrieben wurden. Aber das hier besprochene Werk zeichnet sich eben dadurch aus, dass dem [Noch-]Nicht-Kenner in gebündelter Form ein Ausschnitt daraus angeboten wird, von dem, was wirklich besonders wichtig, relevant, bewährt und damit lernenswert ist. Und wenn er (oder sie) am Ende der Lektüre nur das „drauf“ hat, was in diesem Buch beschrieben wurde, kann sich dieses Wissen in Summe absolut sehen lassen. Es dürfte für eine Menge einschlägiger Prüfungsformen als Vorbereitung „dicke“ genügen.

Tiefer geht immer

Wer sich von der Materie – mit guten Gründen – persönlich angesprochen fühlt, wird ja direkt zu Beginn vom Autor selbst herzlich dazu eingeladen, das aus diesem Buch resultierende Einstiegs- und Grundwissen durch weiterführende Literatur zu vertiefen. Abschließend sei augenzwinkernd noch darauf hingewiesen, dass bei dem hier vorgestellten Buch mit 156 Seiten bei knapp 28 Euro für die gebundene Ausgabe der Preis pro Seite mit 5,5 ct noch unter dem Sarges-Sammelband liegt …

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