23. November 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Kleine Lernprojekte

REZENSION: Bernd Heckmair – Konstruktiv lernen. Projekte und Szenarien für erlebnisintensive Seminare und Workshops. (2. Aufl.) Beltz 2005.

Man kennt das: Nach der Mittagspause fallen die Seminarteilnehmer in ein Loch, wenn dann noch ein Power-Point-Vortrag ansteht, ist es ganz vorbei. In vielen Büchern für Trainer finden sich daher kleinere oder größere „Spiele“ zum Aktivieren müder Teilnehmer. Da sieht man dann ganze Gruppen mit verbundenen Augen auf der Wiese herumlaufen oder auf Balken balancieren. Anschließend wird darüber reflektiert, was abgelaufen ist, und dann geht es weiter im Programm.


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Bernd Heckmair stellt 15 solcher „Spiele“ vor, aber er nennt sie „konstruktive Lernprojekte“. Konstruktiv deshalb, weil nach der Theorie des Konstruktivismus wir unsere Realitäten selbst erzeugen, die Übungen bieten hierzu jede Menge Anstöße. Konstruktiv aber auch, weil in den Übungen etwas Gegenständliches hergestellt wird, konstruiert wird. Und das macht zumindest erst einmal Spaß – dem Seminarleiter und den Teilnehmern. Aber Achtung: Für „instruktionistische“ Trainer ist die Sache nicht ohne Risiko: Es lässt sich nämlich nicht genau vorhersagen, was bei solchen Übungen herauskommt, man muss sich schon auf lebendige und dynamische Prozesse einlassen können, Experimente lieben und mit Unfertigem leben können.

Mini-Projekte aufsetzen

Die Einleitung und Hinführung zu den Übungen ist kurz und übersichtlich, der Autor beschränkt die Theorie auf das Nötigste. Wichtig ist ihm, dass ein Trainer nicht mit einer zu festgelegten Botschaft ein solches Mini-Projekt einsetzt, maximal mit einer Arbeitshypothese. Er betont auch immer wieder, dass man es mit der Reflexion nicht übertreibt – wer ein Lernprojekt dazu möchten, seine Botschaft anschließend zu „predigen“, wird eher scheitern. Genau das ist es auch, was das Buch so praktisch und sympathisch macht. Hier schreibt jemand, der viel Erfahrung hat im Umgang mit Gruppen und der sich auch nicht scheut, seine eigenen Fehler und die daraus gezogenen Konsequenzen darzustellen. Das zeigt sich immer wieder in den Empfehlungen im Umgang mit schwierigen Situationen und vor allem zu der Auswertung nach Ablauf des Projektes. Hier lässt Heckmair den Teilnehmer viel Raum, was auch gut nachvollziehbar ist. Welche Metaphern und Verbindungen zur Praxis bei den Teilnehmern entstehen, lässt sich einfach nicht steuern. Hier gilt es, mit einem entsprechenden Vertrauen in die Übung und die Gruppe an die Sache heranzugehen.

Erfahrungslernen zulassen

Die Kernbotschaft des Buches lautet: Halten Sie sich als Trainer zurück, lassen Sie Erfahrungslernen zu und bieten dazu den Rahmen. „Erzwingen“ Sie keine Erkenntnisse und hören Sie dabei auch auf Ihre Intuition – wenn Sie spüren, dass eine Übung nicht passt, lassen Sie diese lieber weg. Das kann der Rezensent nur allzu gut nachempfinden.

Und die Übungen? Sie sind so zusammengestellt, dass sie fast alle sowohl im Seminarraum als auch unter freiem Himmel durchgeführt werden können. Sie sind geeignet für kleine bis zu sehr großen Gruppen und kommen mit mehr oder weniger Material aus – aber nicht mehr, als in einen einfachen PKW passt. Manch ein „Projekt“ wird dem einen oder anderen Trainer bereits bekannt sein, die Hinweise zum Umgang mit ihnen dürften dennoch interessant sein. Der Aufbau ist stets der Gleiche: Akteure, Platzbedarf, Material, Zeitbedarf, Charakteristik, Vorbereitung, Instruktion, Moderation oder Intervention und Auswertung. Vor allem die Hinweise zur Auswertung sind sehr hilfreich.

Alles in allem ein Buch, das beim Lesen für kleine Aha-Erlebnisse sorgt, dabei Spaß macht und in das Bücherregal von Trainern gehört, die die Interaktion lieben und auch keine Angst vor Überraschungen haben.

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