7. Juli 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Lob des Zweifels

INSPIRATION: Narzisstisches Verhalten wird in Unternehmen oft verstärkt. Narzissten agieren wie ein Fass ohne Boden. Doch ist es eine Frage der Kultur, ob man solches für sozial erwünscht erachtet.

Böse Zungen behaupten, Narzissmus existiere nur in der Psychoanalyse. Das ist mit Sicherheit zu kurz gesprungen. Wie etliche Studien zeigen, ist es nicht nur ein wissenschaftliches Konzept, sondern heutzutage weit verbreitet (Beim Hunderennen). „Wir leben in einer Zeit und Gesellschaft, die Narzissmus erheblich begünstigen – und zwar viel mehr, als die meisten von uns sich das klarmachen,“ pflichtet dem Klaus Eidenschink im Interview mit Svenja Gloger bei (Narzissten sind nicht „die Bösen“). Unsere Kultur erachtet „Erfolgswille, höchste Leistungsbereitschaft, Optimierung, Makellosigkeit, Schönheit, klare Positionierungen, Zweifelsfreiheit“ als gut und normal.


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Doch Narzissmus ist nicht nur ein Problem von Narzissten. Niemand ist eine Insel, wir leben immer in Kontexten. Beispielsweise in Unternehmen: die perfekte Bühne für Narzissten. Denn narzisstisches Verhalten ist dort sozial erwünscht – worauf schon andere hingewiesen haben (Narzissmus: Problem oder Nebelkerze?). Daher geht das Thema uns alle an. Wir können mitspielen, uns in die Muster verstricken lassen (z.B.: dem Grandiosen Beifall klatschen!) – oder genau das sein lassen.

Was tun? – Fünf Regeln

„Es hilft, wenn wir das Zweifeln, Abwarten und Abwägen wieder mehr schätzen lernen.“ Klaus Eidenschink hat nicht nur diesen wichtigen, nachdenklich machenden Satz, sondern gleich fünf Regeln bei der Hand, um die nimmersatte narzisstische Tendenz einzuhegen:

  1. Verfallen Sie nicht in automatisierte Selbstkritik: Es ist ungesund, vorauseilend jeden Fehler aufs eigene Konto zu buchen. Erst recht nicht, wenn Sie nichts dafür können.
  2. Machen Sie sich nicht erpressbar: Schützen Sie Ihre Autonomie und vermeiden Sie Abhängigkeiten.
  3. Lassen Sie sich nicht ausbeuten: Verhindern Sie, dass Narzissten sich auf Ihre Kosten optimieren.
  4. Nehmen Sie keine Beschämungen hin: Verteidigen Sie Ihre Würde. Sprechen Sie Übergriffigkeiten im Vier-Augen-Gespräch, aber nicht öffentlich im Teammeeting, an.
  5. Bagatellisieren Sie keine Lügen: Wer solches macht, gießt Öl ins Feuer.

Übrigens hält Eidenschink die narzisstische Problematik in agilen Arbeitskontexten für noch gefährlicher. Weil die Rollen dort oft nicht genügend geklärt sind. Auf diese Gefahr wurde zuletzt auch von anderer Seite hingewiesen (Ver-Führung). Wie man leicht sieht, ist Unternehmenskultur das Spielfeld, auf dem operiert werden muss. Denn Kultur ist, was „normal“ ist. Deshalb muss man dagegenhalten und das thematisieren, was man gut findet – oder eben auch nicht gut findet.

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Ein Gedanke zu “Lob des Zweifels

  1. Böse Zungen behaupten, Narzissmus existiere nur in der Psychoanalyse. Das ist mit Sicherheit zu kurz gesprungen. Allerdings, zu kurz. Narzissten existieren ganz real, zb als Großmutter, Mutter und Ex-Ehemann.

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