17. Dezember 2025

Management auf den Punkt gebracht!

Sehnsuchtsziele

PRAXIS: Es gibt Momente, in denen alles wegzubrechen droht. Oder schon weggebrochen ist, und wir stehen vor einem Scherbenhaufen. Alles, was wir uns mal erträumt hatten, scheint sich in Luft aufzulösen, die Katastrophe ist perfekt.

Von Fällen wie diesen hat wohl jeder schon gehört, vielen ist es – hoffentlich – noch nicht passiert. Aber entscheidend ist nicht, was andere als eine Katastrophe bezeichnen würden, sondern wie wir das selbst erleben. Und da wird vermutlich jeder von uns schon einmal in einer Situation gesteckt haben, in der es auf den ersten Blick nicht weiterzugehen schien. Eine unerwartete Kündigung, eine Trennung, der Verlust eines engen Freundes, ein finanzielles Desaster – und wir wissen nicht mehr weiter.


Anzeige:

Kennen Sie das? Sie möchten eine professionelle Beratung, aber nicht noch mehr Termine? Ich biete Ihnen einen geschützten virtuellen Raum, in dem wir in einen schriftlichen Dialog treten – unabhängig von Zeit und Ort. Diese Art der Beratung nennt sich schriftliches, zeitversetztes onlineCoaching und hat sich seit über 20 Jahren bewährt. Zur Webseite...


Kürzlich habe ich einen kurzen Beitrag besprochen, der in weniger dramatischen Situationen dazu riet, sich darüber klar zu werden, was im eigenen Einflussbereich liegt und was nicht (Einflusskreis). Das ist im Grunde auch in einer solch ausweglosen Situation ein Teil der Lösung, aber dürfte hier sicher nicht reichen. Es ist nämlich nicht nur die (scheinbare) Unlösbarkeit, die einen Schicksalsschlag so schlimm erscheinen lässt. Dahinter steckt laut Gunter Schmidt das Ende eines ”Sehnsuchtsziels” (Wenn alles auseinanderbricht).

Wenn Menschen ihre ganze Energie darauf ausrichten, dieses eine Ziel zu erreichen, dann sind sie emotional so stark damit verbunden, dass ein Ereignis, dass die Erreichung des Ziels unmöglich macht, extrem schmerzhaft ist und alles in Frage stellt. Vielleicht kämpfen sie noch eine Weile um ihr Lebensziel, stecken noch mehr Kraft und Aufwand hinein, bevor sie aufgeben. Oder sie resignieren, ziehen sich zurück und werden psychisch und physisch krank. Es fehlt ihnen – verständlicherweise – an Handlungsoptionen.

Zweitbeste Ziele

Es gibt sie natürlich, nur können sie diese nicht erkennen. Die folgenden fünf Schritte können aus dem Tal hinausführen, vermutlich eher nicht ohne externe Unterstützung – je nachdem, wie massiv der erlebte Schicksalsschlag war.

  1. Die Restriktionen identifizieren und annehmen. Vermutlich ist der erste Teil gar nicht so schwer. Wir können und sollten beschreiben, was genau uns davon abhält, unser Sehnsuchtsziel – zur Zeit – zu erreichen. Es fällt schwer, diese als unüberwindbar zu akzeptieren, aber wenn wir sie aufschreiben, clustern und priorisieren, wird es vielleicht leichter fallen zu akzeptieren, dass die Situation so ist wie sie gerade ist.
  2. Sehnsuchtsziel beibehalten und würdigen. Ersteres stelle ich mir schwierig vor, aber zumindest die Würdigung sollte gelingen. Das ”Beibehalten“ ist auch eher so gemeint, dass die dem Sehnsuchtsziel zugrunde liegenden Bedürfnisse und Werte beibehalten werden können. Daher ist es auch hier zu empfehlen, diese zu notieren und sich zu überlegen, was uns wirklich wichtig ist und warum das so ist.
  3. Zweitbeste Ziele entwickeln. Diese werden naturgemäß – zumindest am Anfang – nicht die Größe des ursprünglichen Sehnsuchtsziel haben, aber sie sollten dieselben Bedürfnisse und Werte ansprechen wir das ursprüngliche Ziel. Wichtig ist natürlich, dass sie nicht den gleichen Restriktionen unterliegen wie das ursprüngliche Ziel.
  4. Auf die eigenen Möglichkeiten fokussieren. Ist das zweitbeste Ziel gefunden, geht es nun darum, sich auf die Dinge zu konzentrieren, die man selbst beeinflussen kann (siehe Einflusskreis). Die berühmten ersten Schritte, die helfen, wieder handlungsfähig zu werden. Dabei kann auch helfen sich zu überlegen, wie jemand anderes (ein Freund, ein Vorbild) die Situation betrachten und mit den Restriktionen umgehen würde).
  5. Rückfälle akzeptieren. Denn diese kommen unweigerlich und sind auch keine Fehler, sondern ”Ehrenrunden”. Sie erinnern uns an unser Sehnsuchtsziel und helfen uns, immer wieder neu zu schauen, was wir beeinflussen können und was nicht.

Klingt logisch, aber das wird wohl eine Menge Arbeit bedeuten. Wohl dem, der sich hier Unterstützung holt. Wobei das ja schon bedeutet anzuerkennen, dass man an seine Grenzen gestoßen ist.

Teile diesen Beitrag:

Johannes Thönneßen

Dipl. Psychologe, Autor, Moderator, Mitglied eines genossenschaftlichen Wohnprojektes. Betreibt MWonline seit 1997. Schwerpunkt-Themen: Kommunikation, Führung und Personalentwicklung.

Alle Beiträge ansehen von Johannes Thönneßen →

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert