REZENSION: Cordula Goi – Von Blitz und Donner. 112 Lösungen für Konflikte im Job. Haufe 2018.
Der Untertitel des kleinen Bändchens lautet „112 Lösungen für Konflikte im Job“. Gemeint sind kleine Tipps und Tools, viele hinlänglich bekannt, die sich an Menschen richten, die sich im Umgang mit Kollegen, dem Chef oder im ganzen Team schwer tun. Im Grunde also für jedermann.
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Aufgeteilt sind die Tipps, die jeweils auf eine Seite passen und z.T. nicht mal eine halbe Seite umfassen, in fünf Bereiche: Probleme mit Kollegen, dem Chef, im Team, mit Kunden sowie Tipps zum Verändern der Unternehmenskultur. Allein schon an diesen komplexen Themen ist klar, dass „einseitige“ Tools ziemlich verkürzt dargestellt sein müssen.
Und in der Tat: Es finden sich so schlichte Beiträge wie „Ab und zu dem Chef den Bauch pinseln“, „Hin und wieder mal eine Pause einlegen“, „Mal ein Bier gemeinsam nach Feierabend trinken“, „Hunde mit ins Büro bringen“ oder „Ausreden lassen“. Dann Klassiker wie „Ich-Botschaften“, die „Teamuhr“, das „Zimmer der Veränderung“ oder der „Gedanken-Stopp“. Und schließlich hochkomplexe Methoden wie die „Gewaltfreie Kommunikation“, die „dynamische Moderation“ oder das „Wertequadrat“. Alles keine wirklichen „Lösungen für Konflikte“, eher Anregungen, sich mit sich selbst und anderen konstruktiv auseinander zu setzen.
Ein Kochbuch
Unschwer sich vorzustellen, dass solche Konzepte zwar auf einer Seite darstellbar sind, aber kaum in einer Form, die sich so mal eben anwenden lässt. Schließlich gibt es dazu ganze Bücher oder Ausbildungen.
Mir kommt das Buch wie ein Kochbuch vor, das einerseits Rezepte enthält, wie man Eier und Nudeln kocht, andererseits aber auch Sushi-Rezepte und hochkomplizierte Speisen zubereitet, die Anleitungen allerdings genauso knapp hält.
Stellt sich die Frage, für wen das alles geschrieben ist. Die Zusammenstellung richtet sich an den „normalen“ Mitarbeiter, der täglich mit Kollegen, Chefs und Kunden zu tun hat und sich dabei mehr als einmal ärgert. Er kann natürlich hingehen und seinen Kollegen vorschlagen: „Lasst uns doch mal ein Speeddating organisieren, bei dem wir uns gegenseitig Feedback geben.“ Oder vorschlagen, Aufgaben mal anders zu vergeben, also danach, wer was am liebsten macht oder diejenigen übernimmt, gegen die er den geringsten Widerstand verspürt.
Aber mal angenommen, er nutzt diese Buch tatsächlich so – dann reichen die Anleitungen leider nicht, um das selbstorganisiert umzusetzen, dann braucht es einen Profi, der sich bestens in der Materie und den Übungen auskennt. Um die Metapher aufzugreifen: Wenn ich ein sehr kompliziertes Rezept im Kochbuch finde, engagiere ich einen Profi-Koch, der es dann mit mir zubereitet. Ist das realistisch? Wird man dann das Kochbuch nicht eher wieder ganz zur Seite legen?
Ich weiß, im Grunde hat die Autorin nichts anderes gemacht als wir mit unserer Ideenfabrik. Sie hat aus zahlreichen Quellen Praxistipps herausgepickt und in sehr verkürzter Form in dieser Sammlung hintereinander geheftet. Für meinen Geschmack leider viel zu stark gekürzt.
Beiträge in der Ideenfabrik: