INSPIRATION: Ein Unternehmer, der einen großen Betrieb übernahm, hielt sich für einen Top-Manager – bis er die Ergebnisse einer Mitarbeiterbefragung erhielt und geschockt war. Denn er erhielt derart vernichtende Noten, dass ihm übel wurde.
Man mag sich wundern, warum er nicht vorher registrierte, wie unzufrieden die Mitarbeiter waren, aber einen Schluss lässt dieses Beispiel schon zu: Je nach Selbstbild und Bereitschaft, dieses zu reflektieren, kann das Selbstbild schon dramatisch von dem Fremdbild abweichen.
Wie auch immer: Ihm wurde ein Hörbuch empfohlen, daraufhin ging er ins Kloster und fand zu einem neuen Leitbild. Das darin besteht, dass er nun Menschen ermächtigt, ermutigt und aufrichtet. Und er hat für sich eine neue Definition von Erfolg gefunden: Erfolg bedeutet das zu tun, was wirklich glücklich macht. Bei ihm besteht Erfolg im Anblick eines glücklichen Menschen.
Soweit, so schön für ihn und für die Mitarbeiter. Denn diese werden in dem Unternehmen nur in Aufgabenbereichen eingesetzt, die ihren Fähigkeiten und Talenten entsprechen. Es gibt keine Funktionen und Positionen mehr, „sondern nur der Persönlichkeit entsprechende Aufgaben„.
Bei mir hat das Interview mit Bodo Janssen einen Gedanken angestoßen, der mich schon länger beschäftigt. Ich treffe immer wieder auf junge Leute, die genau das anstreben: Einen Job, der glücklich macht, in dem sie etwas Sinnvolles leisten können, gefordert werden, am besten zusammen mit netten Kollegen und natürlich mit Entscheidungs- und Gestaltungsfreiräumen.
Und ehrlich gesagt: Genau das ist auch meine Vorstellung von Arbeiten. Allerdings verleitet dieses Idealbild vermutlich auch zu einer überzogenen Erwartung, die riskant ist. Eine solche Aufgabe gefunden zu haben, bedeutet sicher nicht, dass jegliche Tätigkeit, die dabei anfällt, diesem Anspruch gerecht wird. Die Kollegen sind nicht IMMER nett, die Aufgaben sind nicht IMMER sinnvoll, und das Gefühl von Glück kann sich unmöglich acht Stunden am Tag einstellen.
Es kann also nur bedeuten, dass die Momente, in denen man Sinnvolles tut, Glück empfindet, sich im Team wohlfühlt, überwiegen. Bei dem einen vielleicht deutlich, für den anderen meistens, für den dritten hin und wieder. Ein bisschen so wie Partnerschaft: Da hoffen wir auch, dass wir ununterbrochen vom Glück beseelt sind, wohl wissen, dass es eine Utopie ist…
Mitunter ist der Weg zu einer solchen Aufgabe schon so beschwerlich, dass manch einer vorher aufgibt. Will heißen: Manchmal ist es eben unerlässlich, dass man ganz andere Rahmenbedingungen für eine Weile akzeptiert, ehe man eine solche Aufgabe findet.
Banal? Vielleicht, aber es war mir wichtig, die – berechtigten – Verheißungen der Glücksprediger ein wenig zu relativieren.