7. Juli 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Rolle rückwärts

INSPIRATION: Etliches ist in den letzten Jahren – insbesondere nach Ausbruch der Covid19-Pandemie – zu den Bedingungen und Erfolgsfaktoren virtueller Teamarbeit geforscht worden (Führen auf Distanz). An der Ruhr-Universität Bochum hat man zu Beginn der Krise über 100 Personen zu ihren Erfahrungen in dieser neuen Arbeitsform befragt (Teams in der Krise). Wenig überraschend fand man heraus, dass die Teams kurz nach der Umstellung insbesondere mit zwischenmenschlichen Problemen beschäftigt waren. „Die Treiber für wahrgenommene Teamleistung und Zufriedenheit waren vor allem Vertrauen zwischen den Teammitgliedern, eine gelungene Kommunikation und die Passung der eingesetzten Technologie zur Aufgabe (Task-Technology Fit).“

Dass für die Teams das Thema Vertrauen so dominant war, wunderte die Forscherinnen, denn die Teams bestanden schon länger und waren erfolgreich. Sie sollten nach dem altbekannten Phasenmodell der Teamentwicklung nach Tuckman (Forming, Storming, Norming, Performing, Adjourning) über diese erste Forming-Phase längst hinaus sein. Die neue Arbeitsform, so könnte man den überraschenden Befund deuten, etabliert ein neues soziotechnisches System. So nennt man das in der Arbeitspsychologie: Das soziale und das technische System sind verschränkt. Man muss folglich, wenn man das technische System ändert, auch das soziale System verändern, wenn die Arbeit insgesamt gut funktionieren soll. Das heißt konkret: Das technische System (virtuelles Arbeiten) wird verändert, dann muss man im Sozialen auch wieder von vorne anfangen. Deshalb müssen Führungskräfte dafür sorgen, dass virtuell schnell ein transparentes Aufgabenmanagement im Team etabliert wird.


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Soziotechnische Systemgestaltung

Zugleich muss man sich Zeit für Socializing nehmen. Und da in Videokonferenzen mit vielen Teilnehmern nicht alle gesehen werden (können), müssen ergänzende Kleingruppenarbeiten implementiert werden. Diese Erkenntnisse lassen sich ebenfalls für das sogenannte hybride Arbeiten nutzen. Denn auch hier hat man es mit einem neuen Team-Technology-Fit zu tun. Der Vorteil ist, dass man nun vor Ort vieles ausprobieren, also für virtuelles Arbeiten üben kann.

Es ist faszinierend, dass diese Erkenntnisse, die nach dem 2. Weltkrieg im britischen Kohlebergbau gewonnen wurden, und die offensichtlich im Management immer noch links liegen gelassen werden, weil dort Ingenieure und Betriebswirte den Ton angeben, sich auch aktuell bewähren. Das stärkt die Überzeugungen, die schon in den 1990er-Jahren die Einführung von Gruppenarbeit in Unternehmen beflügelten: Wenn du ein neues technologisches Design einführst, musst du das soziale zugleich anpassen. Die Covid19-Krise hat dies also noch einmal bestätigt. Viele Fehler im Management werden deshalb gemacht, weil man von einem falschen, überholten, technokratischen Verständnis ausgeht. Das geht besser, man muss es nur wollen.

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