21. November 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Rückschaufehler

PRAXIS: Schuldgefühle stellen sich ein, wenn wir Normen oder Pflichten verletzt haben. Insofern haben sie eine soziale Funktion. Sie sorgen dafür, dass wir uns an soziale Regeln halten. Aber sie können uns auch nachhaltig quälen und dauerhaft unter Stress setzen. Manchmal hilft es, sich bei demjenigen, dem gegenüber wir uns nicht normgerecht verhalten haben, zu entschuldigen. Aber das geht nicht immer, sei es, weil derjenige für uns gar nicht mehr verfügbar ist, sei es, dass er die Kommunikation mit uns verweigert. Oder aber wir glauben ihn so sehr verletzt zu haben, dass wir eine Entschuldigung für zwecklos halten.

Was hilft, ist eine Auseinandersetzung mit unserem Verhalten, das das Schuldgefühl ausgelöst hat. Es ist gar nicht so selten, dass uns das vergangene Verhalten nachträglich falsch vorkommt. Das nennt man den Rückschaufehler, oder auch hindsight bias. Denn haben wir damals schon die Dinge gewusst, die uns heute das Verhalten als falsch erscheinen lassen? Hatten wir wirklich die gleichen Informationen? Mit dem Wissen von heute muss dann unsere  Reaktion als unangemessen erscheinen.


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Reflexionsfragen

Wer sich also mit Schuldgefühlen herumplagt, könnte sich folgende Fragen stellen (oder als Coach stellen Sie diese Frage Ihrem Klienten):

  • Wie lautete damals meine Entscheidung?
  • Welche Alternativen musste ich damals abwägen?
  • Was hat mich letztlich dazu veranlasst, so und nicht anders zu entscheiden?
  • Was könnte ich damals nicht gewusst haben, was ich aber heute weiß?
  • Was hätte das heutige Wissen an meiner Entscheidung damals geändert?

Möglicherweise helfen diese Fragen schon, etwas gnädiger mit sich selbst zu sein und den Mut aufzubringen, den anderen noch einmal anzusprechen und die Situation von damals zu erklären. Verbunden mit einer Entschuldigung.

Möglicherweise aber können wir uns dann immer noch nicht verzeihen – weil wir das Wissen, um eine andere Entscheidung zu treffen, doch zur Verfügung hatten. Dann täte es gut, die Fähigkeit zu besitzen, mit sich selbst etwas nachsichtiger umzugehen und sich einzugestehen, dass man eben nicht perfekt ist und auch nicht sein kann. Dabei könnten diese Frage helfen:

Angenommen, ich habe tatsächlich damals eine unkluge Entscheidung getroffen / ein unangemessenes Verhalten gezeigt …

  • … was genau hätte ich besser machen können?
  • … was rate ich mir selbst für eine ähnliche Situation in der Zukunft?
  • … was fehlt mir noch, um mir selbst diese Entscheidung / das Verhalten zu verzeihen?

Nach: Dörthe Dehe – Die Last und Lehre von Schuldgefühlen, Die Mediation, 04/2018, S. 33-34

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