INSPIRATION: Schöne Worte allerorten, doch: An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen, sagt die Bibel. Und die Bilanz fällt furchtbar aus: Diversity, Equity & Inclusion lautet der Titel eines deutschen Trauerspiels.
Es gibt kein einheitliches Verständnis in den Unternehmen, was Diversity, Equity & Inclusion (DEI) bedeutet und wie die Begriffe zusammengehören. So das Fazit der Autoren (Von Diversität zu Inklusion). Daher gibt es auch keine gemeinsame Strategie. Zu Diversity fällt den meisten ein, dass vielfältig zusammengesetzte Teams eine höhere Produktivität bringen. Was natürlich so simpel auch wieder nicht stimmt, weil es auf die Umstände ankommt. Aber das ist nur eine von vielen Verzerrungen, die einem bei dem Themenkomplex auffallen.
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So assoziieren die meisten inzwischen Gendern mit dem Thema Diversity. Sehr komisch: Ist das Thema der Integration von Menschen mit Behinderungen ins Arbeitsleben nicht schon viel älter? Und selbst wenn neben den Themen Geschlecht und Behinderung auch die Themen ethnische Zugehörigkeit, Religion oder sogar Alter genannt werden. Auch das wäre viel zu eng gedacht. Kognitive Diversität wäre ein weiteres Stichwort. Gerade erst habe ich gelesen, Elon Musk, der Tesla-Boss, hätte sich als „Asperger“ geoutet – was sein teilweise antisoziales Verhalten erklären könnte.
Die Quadratur des Kreises
Solche Aspekte angemessen zu berücksichtigen, muss nicht leicht sein. Es gilt, Benachteiligungen zu kompensieren, ohne gleich wieder neue zu schaffen (Ich mach‘ mir die Welt). Und wie macht man das gut? Die Unternehmenskultur soll sich durch Wertschätzung, Vertrauen, Authentizität und psychologische Sicherheit auszeichnen, zitieren die Autoren eine Studie zum Thema Inklusion. Und Equity sei „die Methode, um von Diversity zu Inclusion zu gelangen“.
Wenn ich jetzt der Weihnachtsmann wäre, der solche Wunschlisten in Empfang nimmt, würde ich vermutlich verzweifeln. Denn bei abstrakten Werten stellt sich zwar schnell Einigkeit heraus. Doch wenn es konkret werden soll, wird es schwierig – mitunter haarig. Im Detail steckt halt der Teufel: Der Wunsch der einen kollidiert mit dem des anderen – oder produziert unbedachte Nebenwirkungen. Armer Weihnachtsmann!
Malen nach Zahlen
Andererseits denke ich, ich habe schon so viele Managementmoden kommen und gehen sehen. Und Papier ist geduldig … Aber jetzt wollen wir uns doch mal Zahlen anschauen. Die ersten Top-3 im „German Diversity Index 2023“ heißen: Allianz, Deutsche Telekom, SAP. Da schau an! „Manchmal entpuppt sich Vielfalt als ziemlich einfältig. So zum Beispiel, wenn man sich das Diversity-Management vieler Unternehmen anschaut.“ Autorin Melanie Rößler (Das Diversity-Desaster) führt uns krachend vor Augen, wie man sich auch mit schlechten Zahlen aufplustern kann. „Nur 39 Prozent aller 174.919 beschäftigungspflichtigen Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber in Deutschland erfüllen die Fünf-Prozent-Quote.“ Die anderen Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten zahlen lieber die Schwerbehinderten Ausgleichsabgabe. Ist das peinlich?
Und so kommuniziert man lieber schön klingende, aber belanglose Zahlen à la „61 Prozent unserer Führungskräfte haben an unserem Inclusive-Leadership-Programm teilgenommen“. Am Christopher-Street-Day hisst man die Regenbogenflagge und holt sie am Tag drauf wieder ein. Es ändert sich nichts. Der Status stagniert seit Jahren im Mittelfeld.
Wenn es der Weihnachtsmann schon nicht hinbekommt, dann wird es demnächst bestimmt die KI richten. So lesen wir im Beitrag von Barbara Deml (KI für eine inklusive Arbeitswelt). Da erfahren wir dann von segensreichen Entwicklungen in der Arbeitsgestaltung. Solche Entwicklungen hat es seit Jahrzehnten schon gegeben und sie sind zweifelsohne löblich. Doch in den Themenschwerpunkt des Personal-Magazins geraten sie nur – ich lästere einmal – aus zwei Gründen. Der eine lautet KI und der andere: Inklusion.
Sei spontan!
Ist DEI also ein paradoxes, unmögliches Unterfangen? Ist es eine Totgeburt (DIE)? Kulturelle Muster persistieren hartnäckig in der Gesellschaft und der Widerstand gegen eine Veränderung ist daher stark. Der berühmte Hase liegt da im Pfeffer, wo man glaubt, das Gute mit Appellen oder Anordnungen verwirklichen zu können. Das funktioniert aber nicht. Ohne das Bohren dicker Bretter wird es nicht gehen. Wie gut, dass es dafür schon Anleitungen gibt (Am Lagerfeuer). Wenn auch nicht in besagter Schwerpunktausgabe des Personal-Magazins.