4. Juli 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Echte Machtverteilung

KRITIK: Die klassische Pyramide in Organisationen hat ausgedient – wenn man den Veröffentlichungen Glauben schenken darf. Ich bin da skeptisch, aber vorsichtig optimistisch. Wer aber führt, wenn es den Linienmanager nicht mehr gibt? Die Antwort ist längst bekannt: Die Rolle wird aufgeteilt. Aber wie?

So langsam kristallisiert sich wohl heraus, was funktioniert und was weniger sinnvoll ist. Da ist zum einen die Rolle des „Product Owners„, auch „Product Lead“ oder „Strategic Lead“ genannt. Macht sich gut auf der Visitenkarte. Wer sie erfolgreich ausfüllen will, braucht „Transformationskompetenz“ und „Ergebniskompetenz“ – was es nicht alles gibt. Hier liegt der Fokus auf der Sache, dem Produkt bzw. der Dienstleistung, die für den Kunden erbracht wird. Nannte sich bisher wohl „fachliche Führung“.


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Dann gibt es die Rolle des „Scrum Masters„, auch „Process Lead“ oder „Agile Master“ genannt. Der Inhaber bzw. die Inhaberin kümmert sich darum, dass die Prozesse funktionieren, dass z.B. die Meetings gut laufen, das Kanban-Board gepflegt und aktuell ist, Retrospektiven stattfinden. Dass in modernen Organisationen ein viel größerer Wert auf die Prozesse innerhalb und zwischen Teams gelegt wird, ist in der Tat ein großer Fortschritt. In dem Beitrag der managerSeminare (V(i)erteile Führung) wird diese Rolle mit der eines Fußballtrainers verglichen. Ich finde, der Vergleich hinkt, aber wahr ist wohl, dass man sie nicht nebenbei mitmachen kann, wie man dies den „herkömmlichen“ Führungskräften stets zugemutet hat. Als wesentliche Kompetenzen für diese Rollen werden genannt: Eine entsprechende (agile) Methodenkompetenz sowie Kommunikations- und Kollaborationskompetenz. Naja….

Schließlich die dritte Rolle, die der Menschenführung, auch „People Lead“ genannt. Wer sie innehat, kümmert sich um den einzelnen Menschen. People Leads fördern sein Potenzial, „stehen als Coach und Sparringspartner zur Verfügung und führen als echte agile Führungskräfte disziplinarisch„. Dazu benötigen sie Selbstführungs- und Kommunikationskompetenz.

Die Rolle des Vorgesetzten

Nanu, denke ich, es bleibt also dabei: Es gibt sie nach wie vor, die Rolle des Vorgesetzten, denn was sonst bedeutet „disziplinarische Führung“? Also jemand, der beurteilt, einstellt und kündigt, befördert und sanktioniert. Oder ist doch eher – wie hier suggeriert – ein Coach gemeint, der zuhört, begleitet, unterstützt, fördert, „entwickelt“ (was auch immer das bedeuten soll …).

Offenbar gibt es Unternehmen, die hier doch schon ein wenig weiter sind. Bei DB Systel kennt man nur den Product Owner und den Agility Master – „die People Themen werden über eine weitere Aggregationsebene gelöst.“ Klingt nicht mehr nach der klassisch disziplinarischen Führungsrolle. Vielleicht ein Gremium??

Wie auch immer – das hier finde ich aufschlussreich: In dem Beratungsunternehmen des Autors ist man davon überzeugt, dass es keine gute Idee ist, Rollen zu kombinieren, also jemandem zwei der genannten Rollen zu übertragen. Offenbar hat man das bei sich selbst ausprobiert und weiß, wovon man spricht. Es geht also um „echte Machtverteilung“.

Und die Selbstorganisation

Ich habe übrigens eine vierte Rolle unterschlagen, das ist die der Selbstorganisation in den Teams. Auch das fällt wohl plötzlich unter Führung. Seltsam eigentlich. Soll wohl bedeuten, dass in den alten Linienorganisationen die einen führten und die anderen ausführten – selbst denken und entscheiden war nicht angesagt, für alles musste man den Vorgesetzten fragen. Jetzt ist das anders. Die neuen „Führungskräfte“ treffen entweder nur noch fachlich-strategische Entscheidungen oder sie beraten und coachen, den Rest macht das Team selbst.

Wie oben erwähnt: Ich bin ziemlich skeptisch, ob das tatsächlich so gelebt wird. Und wie auch der Autor des erwähnten Beitrags schreibt: „Noch sind nicht alle Fragen beantwortet.“ Wie zum Beispiel diejenige, ob man schon ganz oben die Rollen wie beschrieben verteilen soll. Wäre ja eigentlich sinnvoll, denn in der Regel orientieren sich Menschen an dem, was ihnen vorgelebt wird. Nun denn, auch wie oben erwähnt: Ich bin vorsichtig optimistisch.

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